Der Islamist Sief Allah H. baute mitten in Köln-Chorweiler ungestört an einer Biobombe, bis die deutschen Behörden vor rund zwei Wochen Hinweise eines ausländischen Geheimdienstes erhielten. Bei der folgenden Razzia konnten große Mengen Rizinussamen und bereits fertiggestelltes Rizin beschlagnahmt werden, welches für den Menschen hochgiftig ist. Zusätzlich fand man Material für den Bau einer Bombe.
Der 29-jährige Tunesier war im November 2016 nach Deutschland eingereist. Obwohl er 2017 mehrmals versuchte, aus Deutschland in das Gebiet des „Islamischen Staates“ (IS) in Syrien auszureisen, um sich der Terrormiliz anzuschließen, wurde er von den deutschen Behörden nicht als sogenannter „islamistischer Gefährder“ erfaßt. Daher konnte er zunächst ungehindert 3150 Rizinussamen, 250 Metallkugeln, Aceton und 950 Gramm eines grauen Aluminiumpulvers, das aus Pyrotechnik stammt, anhäufen. 84,3 Milligramm Rizin hatte er ebenfalls bereits hergestellt.
Schon kleine Mengen des hochgiftigen Rizin können einen Menschen umbringen, bei Kindern kann schon ein halbes Samenkorn tödlich wirken. Wer das Gift einatmet, bekommt zunächst Husten und Atemnot, darauf folgt Fieber. Je nach Grad der Vergiftung versagen nach einem bis drei Tagen Lunge und Kreislauf. „Die Dosis hätte wahrscheinlich mehrere hundert Menschen zumindest verletzt, wenn nicht sogar getötet“, machte der Präsident des Verfassungsschutzes, Hans-Georg Maaßen, deutlich.
BKA-Präsident Holger Münch erklärte dazu: „Hier gab es schon ganz konkrete Vorbereitungen zu einer solchen Tat, mit einer, wenn Sie so wollen, Biobombe. Und das ist schon ein in Deutschland einmaliger Vorgang. Es gibt entsprechende Anleitungen dazu, auch von islamistischen Organisationen im Internet, wie man so etwas tut. Daran hat sich diese Person offensichtlich auch orientiert.“ Nach seiner Aussage sind derzeit 770 Personen als Gefährder eingestuft. Wie der vorliegende Fall zeigt, ist das tatsächliche Potential von islamistischen Terroristen in Deutschland jedoch wesentlich höher.
In den vergangenen Jahren ist die Zahl erfaßter Gefährder geradezu explodiert. Im Januar 2011 wurden noch 131 Islamisten als Gefährder erfaßt, bis 2015 verdoppelte sich die Zahl auf 266. Innerhalb von nur drei Jahren hat sie sich nun erneut fast verdreifacht. Dies ist insbesondere auf die Masseneinwanderung im Rahmen der Asylkrise zurückzuführen, aber auch länger hier lebende Muslime radikalisieren sich zunehmend.
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