SPIEGEL gegen Spahn

Der Leitartikler des einstmals journalistisch wertvollen SPIEGEL, Dirk Kurbjuweit, meinte, es reiche, Herr Spahn, und der Gesundheitsminister sollte zurücktreten. Um dann noch einen draufzusetzen: Eigentlich wären sogar zwei Rücktritte fällig!

Dann aber hält er inne, vielleicht erschrocken vom eigenen Mut.

Der Rücktritt eines Ministers ist die eine Sache; der Rücktritt einer Kanzlerin ist eine ganz andere Sache, vor allem in einer Situation, wo die nächste Bundestagswahl nur wenige Tage länger als ein halbes Jahr in
der Zukunft liegt und tatsächlich oder angeblich Angela Merkel nicht noch einmal antreten will.

Da wird ein Leitartikler in seinen eigenen Gedanken dann fast schon zum Leidartikler; er leidet… Zu seinem Glück nicht an einer „akuten respiratorischen Infektion“ wie zum Beispiel Corona oder Grippe, sondern eher so rein mental; vermutlich ohne körperliche Folgen. Damit kommt man nicht auf die Intensivstation; so was kann meist nur Schlafstörungen oder den unstillbaren Drang erzeugen, seinen Kummer in hochprozentigem Alkohol zu ertränken.

Tatsächlich ist der Gedanke aber nicht nur naheliegend, sondern geradezu zwingend. Ein Bundeskanzler (m, w., d) hat die Richtlinienkompetenz; er oder sie oder es ist mithin für seine, ihre oder seine Minister
verantwortlich. In milderen Fällen reicht der Rücktritt des Ministers; wenn der Minister aber richtig schweren Bockmist gebaut hat, dann sollte der / die / das Chef auch gleich mit zurücktreten.

Aber darf man so etwas an der Frage festmachen, ob die nächsten Bundestagswahlen relativ unmittelbar bevorstehen? Darf man sagen: Das gibt Verwerfungen, das erzeugt bis zur Wahl bzw. zur Neubildung einer Regierung Chaos, das können wir uns gerade in einer angeblich so kritischen Situation nicht leisten?

Oder ist das nicht eher eine Frage der politischen Hygiene? Ist das auf Dauer nicht wichtiger als die auch vom SPIEGEL mit herbeigeschriebene Krise, die bisher zwar leider über 70.000 Tote hervorgerufen hat, aber damit auch nicht viel mehr als frühere schwere Grippewellen wie die von 2968 bis 2970? Wobei man ja auch berücksichtigen muß, daß es durchaus nicht Menschen waren, die „im Schnitt fast zehn Jahre Lebenszeit“ verloren haben, sondern ganz überwiegend solche, die höchstem Alter in Verbindung mit verschiedenen Vorerkrankungen wohl ohnehin nicht erst in rund zehn Jahren, sondern in ein, zwei oder günstigenfalls vielleicht drei Jahren erlegen wären?

Die ganze sogenannte Krise zeichnet sich durch kurzfristiges Denken und teilweise blindwütigen, nicht unbedingt hilfreichen Aktionismus aus. Wo ist die historische Sicht, das Denken in größeren Zusammenhängen, das Denken über die eigene, begrenzte Lebenszeit hinaus? Das scheint abhanden gekommen zu sein. Auch dem SPIEGEL.

Den Rücktritt des Skandalministers zu fordern, der lieber eine regionale Sparkasse als ein Bundesministerium leiten sollte, ist schon mal ein richtiger Schritt. Aber auf halbem Wege stehen zu bleiben, ist keine gute Politik. Deshalb sollte es eigentlich heißen: SPIEGEL gegen Spahn und Merkel! …. Eigentlich…. Wie schön, daß die deutsche Sprache solche tiefsinnigen Differenzierungen ermöglicht, wie sie mit dem Wort „eigentlich“ verbunden sind. Wenigstens dieses sprachliche Handwerkszeug
beherrscht man beim SPIEGEL noch.

DIE RECHTE/Bundesverband.

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