Parlamentarische Untersuchungsausschüsse sind so eine Sache. Manchmal bringen sie hochbrisante Erkenntnisse ans Licht des Tages, manchmal kommt überhaupt nichts dabei heraus.
In Thüringen wurden Erkenntnisse zutage gefördert, bei denen ein normaler Mensch nur noch den Kopf schütteln kann.
Über die berüchtigte „Operation Rennsteig“, so eine Art Joint-Venture von gleich drei Geheimdiensten, war wenig bis eher gar nichts zu erfahren. Um so mehr aber über den Chef des Thüringischen Landesamtes für Verfassungsschutz, Hartmut Roewer, der offenbar eine höchst schillernde Gestalt gewesen sein muß.
Geheim war offenbar schon seine Ernennung zum Präsidenten.
Von denen, die dafür zuständig waren, wollte es keiner wissen oder gewesen sein. Und Roewer selbst konnte leider nicht weiterhelfen. Er hatte eine Party gegeben, war betrunken gewesen, am nächsten Morgen aufgewacht und hatte den Umschlag mit seiner Ernennungsurkunde in seiner Jacke gefunden. Lustige als das hätte höchstens folgende Version sein können: Er habe in seinem Garten Vergißmeinicht gepflanzt, da sei ein UFO gelandet, zwei kleine grüne Männchen seien ausgestiegen und hätten ihm die Urkunde überreicht, wobei sie etwas gesagt hätten, was er leider nicht verstanden habe, weil es ufisch gewesen sei und weder deutsch noch sonst eine ihm vertraute Sprache.
Betrachtet man sich ein paar ungewöhnliche Angewohnheiten von Herrn Roewer, so scheint es nicht völlig abwegig, daß er vielleicht auch UFOs gesehen hat. Ganz normal erscheint es wohl nicht, wenn jemand in den Gängen einer Behörde Fahrrad fährt. Außer natürlich – um eine Erklärung darf man nie verlegen sein – , wenn es sich darum handelt, das neue „Observationsfahrrad“ auszuprobieren. Moment mal! War das eigentlich, bevor oder nachdem der sogenannte NSU Banküberfälle und Anschläge angeblich unter Zuhilfenahme von Fahrrädern durchgeführt hat? Hoffentlich nicht mit einem „Observationsfahrrad“! Oder bereitete Thüringens oberster „Geheimer“ sich etwa darauf vor, den Untergründlern mit dem gleichen Verkehrsmittel folgen zu können, um den Anschluß nicht zu verlieren?
Böse Zungen könnten natürlich sagen, er demonstrierte seinen Mitarbeitern dadurch etwas, was für eine Beamtenkarriere förderlich sein könnte: Nach oben buckeln und nach unten treten.
Nach unten treten war wohl im Thüringer Amt auch angesagt. Nett ist jedenfalls die Anekdote, wie Roehwer seinen Vorgänger Harm Winkler ablöste. Er spazierte in dessen Büro und sagte: „Ab morgen bin ich hier Präsident, Sie können gehen.“
Gut zu Fuß gewesen muß in seiner Amtszeit Herr Roehwer allerdings. Im Sommer kam er gelegentlich auch schon mal barfuß auf die Dienststelle. Wobei er dann die Füße mit den nackten, vom Dreck geschwärzten Sohlen auch schon mal auf den Schreibtisch legte. Zweifellos ein Anblick, bei dem man sich überlegen muß, ob man ihn eher erstaunlich und interessant findet oder vielleicht eher unappetitlich.
Angesichts dieses höchst exzentrischen Auftretens wundert es irgendwie nicht, daß das Amt seiner eigentlich Aufgabe nicht in wirklich zufriedestellender Weise nachkam.
Und wenn der Parlamentarische Untersuchungsausschuß schon zum Themenkomplex „Nationalsozialistischer Untergrund“ nicht wirklich viel beitragen konnte, dann waren die zutage geförderten Details des Behördeninnenlebens wenigstens ein paar Lacher wert. Skurril halt.
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