Das neue Deutschland räumt mit den Relikten früherer, dunklerer Zeiten auf. Nein, gemeint ist nicht das ehemalige SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“, mit dem bisher noch nicht aufgeräumt worden ist, sondern das immer noch unter gleichem Namen existiert. Gemeint ist das Deutschland des Jahres 2012.
In Münster hat der Stadtrat den Hindenburg-Platz in Schloßplatz umbenannt. Die Entscheidung fiel mit 53 zu 23 Stimmen sehr eindeutig aus.
Allerdings waren viele Bürger Münsters dagegen. Binnen kürzester Zeit sammelten sie über 15.ooo Unterschriften dagegen, und so mußte eine Volksabstimmung stattfinden. Bei dieser sprachen sich mit 56.700 Bürgern rund 60 Prozent für die Beibehaltung des Namens „Schloßplatz“ aus, während immerhin 38.800 Wahlberechtigte sich den alten Namen zurückwünschten. Ob nun aus politischen Gründen oder aus schlichter Gewohnheit, wird man wahrscheinlich nicht ermitteln können.
Münsters Bürgermeister Markus Lewe von der CDU zeigte sich über das Ergebnis erfreut. Immerhin sei der frühere Weltkriegsgeneral ein Gegner der Weimarer Republik gewesen und verdiente daher nicht, daß ein Platz nach ihm benannt bleibe.
Nun, den mit breiter Mehrheit gewählten Reichspräsidenten der Weimarer Republik einen Gegner der selben zu nennen, das mag schon ein wenig erstaunlich sein. Noch erstaunlicher aber ist, daß sich bisher niemand an dem früheren Souverän des ehemaligen Generalfeldmarschalls stößt. Kaiser Wilhelm II war bekanntermaßen auch kein Freund der Weimarer Republik. Zwar machte er sie zum Ende des Ersten Weltkrieges durch Abdankung und Flucht ins Ausland überhaupt erst möglich, aber das schwerlich aus Sympathie. Das zeigt sich wohl allein daran, daß er bis zu seinem Tode im Jahre 1941 im niederländischen Doorn blieb und eine Übersiedlung in die Republik dankend ablehnte.
Jener Wilhelm II aber ist Namenspatron der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Und wenn man frühere, dunklere Zeiten aufarbeitet, sollte man vielleicht auch daran denken, daß es in Münster eine Martin-Luther-Straße gibt. Zwar war Martin Luther als Religionsstifter durchaus verdienstvoll, aber darüber sollte nicht vergessen werden, daß er mit seiner Schrift „von denen Jüden und ihren Lügen“ glühenden Antisemitismus bewies. Der Stadtrat von Münster sollte sich daher auch um die Umbenennung dieser Straße mal Gedanken machen.
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