Früher wurde über die BILD-Zeitung gern gewitzelt, sie brächte Artikel wie „Mann beißt Hund“. Dabei ist es gar nicht so abwegig, darüber zu schreiben. Jährlich werden in deutschen Krankenhäusern ungefähr 40.000 Menschen wegen Hundebißverletzungen behandelt. Und ungefähr zwölf Menschen sterben jährlich an den Folgen eines Hundebisses – was allerdings ungefähr so hoch ist wie die Wahrscheinlichkeit, durch einen Blitzschlag getötet zu werden.
Die Wahrscheinlichkeit, daß ein Mann einen Hund beißt, ist erheblich geringer. Daher liegen die ein wenig sensationsorientierten Journalisten von BILD gar nicht einmal falsch, wenn sie daraus eine Nachricht machen.
Im gleichen Sinne kann man eine Meldung verstehen, die am 13. März relativ breit durch bundesdeutsche Medien geisterte. In Dresden nahm ein querdenkender Demonstrant einen Polizisten in den Schwitzkasten!
Nun hatte es in Dresden einige Konfrontationen zwischen etwas über 1.000 Demonstranten und einer Übermacht von 1.800 Polizisten gegeben. Grund dafür war, daß eine für Dresden angemeldete Veranstaltung von Querdenkern von der Stadt verboten worden war und daß sowohl das Verwaltungsgericht in Dresden als auch das Oberverwaltungsgericht in Bautzen das Verbot bestätigt hatten. In einer westdeutschen Großstadt wäre das möglicherweise das Ende der Geschichte gewesen. Aber die Sachsen, die maßgeblich zum Sturz des SED-Regimes beigetragen hatten, wollten sich damit nicht begnügen. Es kamen eine Menge Leute zusammen, die sich einen solchen Entzug eines zentralen Grundrechts nicht einfach gelassen lassen wollten. Und damit waren Konflikte vorprogrammiert.
Manche dieser Konflikte lassen sich gewaltfrei lösen. „Praktische Konkordanz“, „Deeskalation“ oder auch „Verhältnismäßigkeit der Mittel“ sind dann Begriffe, die man in behördlichen Stellungnahmen gern liest.
Aber manchmal erlebt man halt auch, daß Polizisten – vorzugsweise ohne vorherige Ankündigung! – gegen friedliche Menschen Pfefferspray und Knüppel einsetzen. Nicht, weil es notwendig wäre, sondern einfach, weil sie es können, weil sie sich dabei politisch gedeckt fühlen, weil sie meinen, daß sie keine rechtlichen Konsequenzen zu fürchten haben.
Unterhalb der Schwelle von dem, was bei normalen Menschen als „schwere Körperverletzung“ gilt (Waffeneinsatz gegen unbewaffnete Menschen!) ist es auch eine durchaus beliebte polizeiliche Taktik, zivilungehorsame Menschen in einem Zahlenverhältnis von drei bis sechs zu Boden zu bringen und dort zu fixieren. Wobei das „zu-Boden-bringen“ gern durch Anwendung des sogenannten Schwitzkastens stattfindet.
Wir wissen nicht, wie viele Polizisten am 13. März in Dresden wie viele Demonstranten in den Schwitzkasten genommen haben. Aber wir wissen, daß ein Demonstrant einen Polizisten in den Schwitzkasten genommen hat; und DAS war offenbar eine ganz besondere Nachricht!
Die Nachricht mag nicht allein aus Gründen des zahlenmäßigen Proporzes bedeutsam sein. Sie kann vielleicht auch deshalb bedeutsam sein, weil sich einer von tausend gesagt hat: Was ihr könnt, kann ich auch! – Möglicherweise hat er sich sogar bei einer früheren Demonstration oder vielleicht sogar am gleichen Tag bei früherer Gelegenheit die Technik von Polizeibeamten abgeschaut! Und sich dann gesagt: Was die dürfen, darf ich auch; ich bin immerhin deren Arbeitgeber und Soldherr!
Diese durchaus berechtigten Hinterfragungen fehlen allerdings bei den reißerischen Artikeln.
Genauso, wie bei anderen Gelegenheiten uns die BILD-Zeitung als ausgefallenes Ereignis berichtet, daß ein Mann einen Hund gebissen hat; WARUM er ihn allerdings gebissen hat, bleibt dann im Dunkeln; und daß jährlich mehr als tausendmal mehr Menschen von Hunden gebissen werden als umgekehrt, findet dabei auch keine Erwähnung.
Die etablierte Politik ist übrigens „bestürzt“. Vielleicht weniger wegen eines Schwitzkastens, sondern eher deshalb, weil da tausend oder mehr Bürger sich gesagt haben, daß es sie überhaupt nicht interessiert, wenn Behörden und Gerichte eine Demonstration verbieten. So etwas läuft dann wohl unter „Spaltung der Gesellschaft“. Aber da ist die Frage, wer denn nun gespalten hat. Und diese Frage stellen sich immer mehr Menschen in unserem Land!
DIE RECHTE/Bundesverband.
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