Zwar war der NSU nur eine winzige Zelle von zwei oder möglicherweise drei Personen, aber sie scheint sehr rege gewesen zu sein.

Vor ein paar Monaten fielen vor dem Berliner Vereinsheim der Rockergruppe „Bandidos“ Schüsse; zwei Rocker wurden verletzt. Jetzt hat man auf einer der Patronenhülsen DNA-Spuren gefunden, die deckungsgleich mit solchen sein sollen, die man im von Beate Zschäpe in Brand gesteckten Haus in Zwickau gefunden hat.

Die Schießerei war zu einem Zeitpunkt, als die beiden Uwes schon Monate lang tot und Beatze Zschäpe ähnlich lang in Haft war.

War also der NSU auch in den sogenannten Rockerkrieg, vornehmlich zwischen „Hells Angels“ und „Bandidos“, verwickelt? Läuft gar noch ein schießwütiger NSU-Aktivist herum, der den Sicherheitsbehörden allein deshalb nicht auffällt, weil er sich im falschen Milieu herumtreibt und damit aus dem Raster fällt? Motorrad- statt Springerstiefel, langmähnige Haare statt Glatze oder Kahlschnitt, Kutte aus Jeansstoff statt Bomberjacke? Wirklich eine richtige Horrorvision! Vielleicht gab es deshalb in den letzten Monaten verstärkt Vereinsverbote gegen diese Motorradclubs, was früher eher selten der Fall war.

Möglicherweise aber auch ein falscher Alarm. Einige Medien berichten, die Berliner DNA-Probe sei von sehr schlechter Qualität, eine weitere mikrobiologische Untersuchung müsse prüfen, ob sie wirklich aus der gleichen Quelle stamme wie die Zwickauer Probe. Oder vielleicht von kontaminierten Wattestäbchen wie das berühmte „Phantom“, das ursprünglich für den Mord an der Polizistin Michelle Kiesewetter verantwortlich gemacht wurde.

Aber es kommt noch ähnlich schön.

Bereits vor ihrem Abtauchen in den Untergrund haben sich mutmaßliche Mitglieder des NSU gelegentlich die Zeit damit vertrieben, nach dem Vorbild des US-amerikanischen Ku Klux Klans nachts Holzkreuze zu verbrennen. In Klan-Kreisen war das früher eine Art letzter Warnung, bevor Gewalt angewandt wurde.

Eine wirkliche Affinität zwischen dem Klan und deutschen Neo-Nationalsozialisten dürfte es aber wohl nicht geben. Der Klan ist christlich-fundamentalistisch orientiert; er lehnt NS-Symbolik überwiegend ab und beschränkt sich in seinen politischen Äußerungen auf simplen Rassismus. Wobei man berücksichtigen muß, daß in den USA selbst 20 Jahre nach Ende des letzten Weltkrieges noch die sogenannte Segregation herrschte, die unter anderem dazu führte, daß schwarze Kinder nicht in den gleichen Schulbussen sitzen durften wie weiße Kinder, nicht die gleichen Schulen besuchen durften und so weiter und so fort.

Allmählich wird der NSU zu einer Art Eintopf, in den man alles hineinmischt, was beim gewöhnlichen Zeitungsleser eine zumindest leichte Gänsehaut erzeugen kann. Da es jetzt gleich zwei – wenn auch vage – Spuren in die USA gibt (sowohl die „Hells Angels“ als auch die „Bandidos“ entstanden im Land der unbegrenzten Möglichkeiten), fehlt jetzt eigentlich nur noch die russische Mafia. Oder wie wäre es mit kolumbianischen Drogenbaronen? Das würde allerdings im Widerspruch dazu stehen, daß der NSU sich angeblich durch Banküberfälle finanziert hat.

Aber wen interessieren in dieser Sache denn schon Widersprüche? Hauptsache, schaurig!

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