Deutschland hat die zweitgrößten Goldreserven der Welt. Steht zumindest zu vermuten, denn hundertprozentig genau weiß das zumindest kein Deutscher. Das liegt daran, daß nur ein kleinerer Teil dieses Goldes in Frankfurt bei der Bundesbank liegt. Der größere Teil ist in Paris, London und vor allem New York.
Vor Urzeiten mag es einmal Gründe gegeben haben, deutsches Gold vor allem in den USA zu lagern. Da war halt kalter Krieg, die Russen planten, binnen x-48 Stunden am Atlantik zu stehen (und hätten dank ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit ohne atomare Intervention so einen Plan wohl auch verwirklichen können), und dann hätte man ihnen das Gold halt nicht unbedingt als Beute in die Hände fallen lassen wollen. Aber diese Zeiten sind lang vorbei. Wenn heutzutage die Russen kommen, dann nicht mehr mit Panzern, sondern schlimmstenfalls als Autodiebe oder Inkassounternehmer, bestenfalls als Investoren oder Käufer von Luxusgütern.
Inzwischen stößt die Handhabung der Lagerung auf zunehmende Kritik. Vielen gilt sie als ein Indiz mangelnder Souveränität der BRD gegenüber den westalliierten Kriegssiegern.
Und natürlich genießen Sachwerte wie Gold in Zeiten von Währungskrisen immer besonderes Interesse.
So kommt es wohl, daß der Bundesrechnungshof nunmehr die Deutsche Bundesbank aufgefordert hat, eine regelmäßige Prüfung und Bestandsaufnahme der Reserven im Ausland durchzuführen. Bisher hat die Bundesbank sich mit einer schriftlichen Bescheinigung der ausländischen Zentralbanken begnügt. Der Bundesrechnungshof verlangt jetzt eine „physische Kontrolle“ über sowohl Menge als auch Qualität. Letzteres bezieht sich auf den Reinheitsgrad des Goldes. Schon im Mittelalter war es oftmals üblich, Goldmünzen weniger wertvolles Silber beizumengen. Heutzutage wird für solche Zwecke eher das Metall Wolfram verwendet.
Es wird daher, wie der SPIEGEL berichtet, empfohlen, „mit den drei ausländischen Notenbanken ein Recht zur physischen Prüfung der Bestände auszuhandeln.“
Allein diese Formulierung reicht schon aus, daß sich einem die Haare sträuben. Ein Recht aushandeln?! Sind diese Goldbestände nun Eigentum der BRD oder nicht? Wenn sie es sind, HAT die BRD ein Recht, sie zu prüfen, das muß sie dann nicht erst AUSHANDELN. Oder muß man die Lagerung des größten Teils der bundesdeutschen Goldreserve im Ausland vielleicht als eine Art Faustpfand für politisches Wohlverhalten der BRD ansehen? Gar als einen Tribut, wie er in antiken oder mittelalterlichen Zeiten üblich war?
Der Rechnungshof hat, wie es seine Aufgabe ist, einen kritischen Punkt angeschnitten. Was daraus wird, bleibt zu beobachten. Immerhin geht es um eine Menge Geld. Der Wert dieses Goldschaftes wird mit ungefähr 133 Milliarden Euro veranschlagt, Stand von Ende 2011. Da in den vergangenen gut zehn Monaten der Goldpreis zugelegt hat, dürften es nach Berechnungen des SPIEGEL aktuell eher bei 142 Milliarden sein. Also nicht gerade das, was die Deutsche Bank als „Peanuts“ (sinngemäß: Kleinkram) bezeichnen würde. Und da liegt es auf der Hand, mal genau nachzuprüfen, ob noch alles da ist oder es irgendeine Form von Schwund gegeben hat.
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