FFP 2

Noch vor rund einem Jahr wussten allenfalls Fachleute, was sich hinter dem Kürzel „FFP“ mit einer dahinterstehenden Nummer (von 1 bis 3) verbirgt. Nein, es ist nicht Fehlerfortpflanzung, eine Größe nicht
direkt messbar, sondern indirekt aus mehreren messbaren Größen nach einer festgelegten mathematischen Beziehung zu bestimmen. Es ist vielmehr „Filtering Face Piece“, was vermutlich auch Leute, die nicht so
gut englisch sprechen, mehr oder minder übersetzen können. Eine filtrierende Gesichtsmaske halt. Die Ziffer bezeichnet die Schutzklasse bzw. den Wirkungsgrad.

FFP 2 – Masken schützen besser als die einfachen OP-Masken oder selbstgemachte Mund-Nase-Bedeckung aus Tüchern, Schals, Rollkragen oder was immer sonst noch als „Alltagsmaske“ Verwendung findet. Voraussetzung ist allerdings, daß die FFP 2 – Maske vorschriftsmäßig getragen wird, also eng am Gesicht anliegend. Da das Atmen durch eine solche Maske noch ein bißchen schwierige ist als bei den einfachen Masken, ist durchaus nicht sicher, ob das auch alle Nutzer berücksichtigen werden. Und bärtige Männer – sofern sie sich nicht auf einen kleinen Schnurrbart beschränken – können solche Masken ohnehin nur mit vermindertem Effekt tragen. Durch Barthaare – und wenn es nur ein- oder zweitägige Stoppelhaare sind – kann die Maske nicht so eng anliegen, wie sie es sollte.

Trotz kleinerer Nachteile sind die Dinger im Prinzip besser zur Infektionsverhütung geeignet als die einfachen OP-Masken (FFP 1) oder Eigenkonstrukte.

Deshalb hat die von Herrn Söder geführte bayerische Landesregierung verordnet, daß ab kommenden Montag im gar nicht mehr so freien „Freistaat“ Bayern im öffentlichen Personennahverkehr sowie in den noch offenen Einkaufsläden FFP 2 – Masken zu tragen sind.

Vom grünen Tisch her natürlich eine sehr schöne Idee. Aber bei einer Vorlaufzeit von fünf Tagen – davon zwei Tage Wochenende! – fragen sich wohl schon viele Bayern, woher so rasch bekommen?!

Die Versorgungsprobleme zeigten sich doch schon ab Mitte Dezember.

Da kam die Bundesregierung auf den Gedanken, etwa 27 Millionen Menschen jeweils drei kostenlose FFP 2 – Masken zu spendieren. Berechtigt war jede oder jeder über 60 und einige chronisch Kranke bzw. Menschen, die wegen Organtransplantation oder chemotherapeutischer Krebsbehandlung ein geschwächtes Immunsystem hatten. Die Ausgabe sollte über die Apotheken erfolgen.

Da bildeten sich dann gleich zweimal lange Schlangen. Erstens an dem Tag, wo die Ausgabe erfolgen sollte, aber nicht erfolgen konnte, weil es den Apotheken selbst überlassen geblieben war, sich um Bevorratung zu
kümmern. Und da bei einem so kurzfristigen, massiven Bedarf der Markt natürlich ein wenig leer war beziehungsweise die Preise explodierten. Tja, und als die Dinger dann ausgeliefert werden konnten, gab es ein
zweites Mal entsprechende Schlangen. Wie viele Leute sich da beim Warten angesteckt haben, wird leider niemand ermitteln können. Auch eine einfache Maske und anderthalb Meter Abstand sind kein hundertprozentiger Schutz. Man muß nur einmal bei feucht-kalter Witterung ausatmen, egal ob
mit oder ohne Maske, und schon kann man sehr schön erkennen, wie weit die Wolke des Atemdampfes reicht….

Außerdem hatte die offenbar sehr schnellgeschossene erste Aktion den kleinen Nachteil, daß sie zumindest theoretisch Betrugsmöglichkeiten bot. Jemand über 60, der noch gut zu Fuß ist, brauchte nur in einer
Innenstadt vier, fünf, sechs Apotheken abzuklappern, in jeder seinen Personalausweis vorzulegen, und schon hatte er ein Mehrfaches des ihm zustehenden Kontingents an Masken.

Bei der zweiten Ausgabe soll das geschickter geregelt werden. Erstens gibt es eine Zuzahlung, auch wenn die gering ist: Zwei Euro für ein Sechserpack mit Masken. Und zweitens erhalten die Berechtigten
fälschungssichere Gutscheine. Damit die Dinger fälschungssicher sind, werden sie von der Bundesdruckerei hergestellt. Und damit sie die Berechtigten erreichen, werden sie von den jeweiligen Krankenversicherungen verschickt, weil die ja nun genau wissen, wer von ihren Versicherten wie als ist und weil sie üblicherweise wohl auch die verschiedenen Erkrankungen kennen, die auch Jüngere zum Maskenbezug berechtigen.

Nachteil ist nur, daß auch diese Aktion wieder sehr, sehr schleppend anläuft. Ein Flaschenhals ist die Bundesdruckerei, die mit der Herstellung der Gutscheine und ihrer Übermittlung an die Krankenversicherungen hinterherhinkt. Der nächste Flaschenhals sind dann die Versicherungen, die das ja schließlich per Briefpost an ihre Versicherten schicken müssen. Nur die Post freut sich über das zusätzliche Auftragsvolumen. Und die Apotheken vermutlich auch.

Angesichts all dieser Beispiele für mangelhafte organisatorische Umsetzung fragt man sich, wo man binnen dieser wenigen Tage wirklich genügend Masken für die etwa 13 Millionen Menschen in Bayern hernehmen
will. Auch wenn man von dieser Zahl Säuglinge und Kleinkinder abziehen kann oder Menschen in Pflegeheimen, die sowieso nicht mehr imstande sind, mit Bus und Bahn zu fahren oder selbst zum Einkaufen zu gehen.

Immerhin hat Söder ein Problem relativ schnell aus der Welt räumen können. Für sozial schwache Menschen soll es die neuen Pflicht-Masken kostenlos geben. Wäre ja auch ein wenig heftig, wenn beispielsweise ein
Hartz-IV-Empfänger sich solche (prinzipiell für Einmal-Benutzung gedachten!) Masken zum Stückpreis von 6 Euro kaufen müßte! – Aber auch da liegt der Teufel in Details, die man vom „grünen Tisch“ her vielleicht gar nicht erwägt. Was passiert denn, wenn der Hartz-IV-Empfänger mit seinem Bewilligungsbescheid in Apotheke A geht? Er bekommt seine fünf Masken. Wird auch registriert, wie der Mann (oder die Frau) heißt und wo er oder sie wohnt? Wenn nein, kann er mit dem gleichen Bescheid in Apotheke B gehen, in Apotheke C und so weiter und so fort. – Aber wenn ja, wie bewältigen dann die Apotheken diesen Verwaltungsaufwand, seine Daten zu registrieren und an irgendeine Zentralstelle weiterzugeben?

Alles nicht wirklich durchdacht.

Letztlich ist das offenbar eher eine Maßnahme im parteiinternen „Wahlkampf“ um das Amt des CDU-Vorsitzenden als etwas, das dem Infektionsschutz dient. Der Zusammenhang wird deutlich, wenn jetzt
Nordrhein-Westfalen erwägt, dem bayerischen Beispiel zu folgen. Schließlich sind die Herren Söder und Laschet die Hauptkonkurrenten um die Merkel-Nachfolge. Alles echt billig!

DIE RECHTE/Bundesverband. 

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