Die PIRATEN treten für freies Kopieren im Internet ein. Außer vielleicht, wenn sie selbst betroffen sind…

Wer ein Buch schreibt, möchte Menschen etwas erzählen. Vielleicht möchte er damit auch ein paar Euro verdienen. Möglicherweise ist das zweite Motiv genauso stark wie das erste, vielleicht sogar noch stärker.

Julia Schramm, Bundesvorstandsmitglied der PIRATEN, hat ein Büchlein geschrieben, „Klick mich“, Bekenntnisse einer Internet-Exhibitionistin. Die Kritiken waren nicht gerade gut, aber Geschmäcker sind halt verschieden, und was Marcel Reich-Ranicki nicht gefällt, liest Otto Müller vielleicht sehr gern. Der Verlag scheint so zu denken; nach Medienangaben soll die 26-jährige Frau für ihr Erstlingswerk einen Vorschuß von 100.000 Euro bekommen haben. Aber dann passierte, was für eine PIRATEN-Funktionärin wohl eine Art von Super-Gau ist. Im Netz kursierte eine Gratis-Kopie, und der Verlag ließ diese sperren.

Seither tobt die Welle der Empörung.

Gierig“ ist noch einer der harmloseren Vorwürfe. Daß sie dumm und arrogant sei, kann man da lesen, oder Begriffe aus der Vulgärsprache wie „Konzernschlampe“ und „Kackscheiße“. Frau Schramm selbst trägt zur Verbreitung dieser unfreundlichen Einschätzungen noch ihren Teil bei. Sie hat ein Blog eingerichtet, in dem sie Mails schmähenden und beleidigenden Inhalts veröffentlicht, eine Art Internet-Pranger. Wenngleich zweifelhaft ist, wer damit wen an den Pranger stellt. Möglicherweise tut sie das eher für sich selbst als für die wutentbrannten Schreiber.

Was auf den ersten Blick wie ein privates Problem eines einzelnen Vorstandsmitglieds dieser Partei aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als symptomatisch für die PIRATEN. Was für Vorstellungen sie zum Urheberecht haben, können sie auch ein Jahr nach ihrem bemerkenswerten politischen Durchbruch nicht klar rüberbringen. Nicht mal für ihre eigenen Mitglieder!

Und so was stinkt dann nach Doppelmoral. Einer Doppelmoral, die sich wenigstens finanziell lohnt, wenn man an die Höhe des Vorschusses denkt…

 

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