Ein altes deutsches Sprichwort lautet: „Ein Volk ist nur so viel wert, wie es seine Toten ehrt“. Und in der Tat war das wieder einer der Tage, an dem wir gemeinsam mit vielen Kameraden, selbst mit freundlicher Unterstützung aus den Niederlanden, unseren toten Helden beider Weltkriege gedacht haben. Die Erinnerung an jene, die ihr Leben für das Vaterland gaben, ist für uns eine wichtige Tradition. Und so haben wir auch in diesem Jahr wieder ein Heldengedenken abgehalten.
Bereits die Anreise zum Soldatenfriedhof war für uns ein kleines Abenteuer. Mitten aus unserem Alltag gerissen, trafen wir uns zunächst bei einem unserer Kameraden. Dort packten wir dann die Autos voll und fuhren tief in den Hürtgenwald. Unterwegs unterhielt man sich noch über allerlei Alltagsthemen. Aber mit jedem Kilometer, welchen wir dem Hürtgenwald näher rückten, umfaßte uns auch die Ernsthaftigkeit. Als ob wir spüren konnten, daß hier in diesem unscheinbaren Wald eine der größten Schlachten zur Verteidigung unserer Heimat stattgefunden hat. Das Ganze wurde dann noch durch einen idyllischen Schneefall abgerundet. Es wirkte sehr unscheinbar und so friedlich, daß sich in unseren Gedanken schon das Szenario des letzten großen Krieges abspielte. Wie muß das wohl gewesen sein, in diesem nun so friedlichen Wald? Granatschläge, Gewehrfeuer, messerscharfe Holzsplitter über den Boden verteilt. Im Dreck und Schlamm liegend, der Tod ein ständiger Begleiter. So mancher schrie wohl im unheilvollen Tod nach seinen Liebsten. Für uns unvorstellbar!
Auf dem Parkplatz in der Ferne sahen wir schon die anderen Kameraden stehen. Kameraden, Brüder, Freunde, die einem zur Seite stehen. Eine Begrüßung, ein Händeschütteln, ein kurzer Plausch und schon werden für jeden die Fackeln verteilt. Wir nahmen Aufstellung. Die Fackel brennt. Ein beruhigendes Licht in der Dunkelheit. Im Schimmern des Feuers gingen wir in Reih und Glied den Weg entlang, welcher uns zum Soldatenfriedhof führte. Stille durchdrang die Luft. Nur das stumpfe Geräusch von Schnee, welches wir mit unseren Füßen zerdrückten, war hörbar. Stumm folgten wir den Fahnenträgern, welche die Fahne, für die schon so viele starben, trugen.
Ein junger Kamerad ergriff das Wort und las uns ein Gedicht vor, welches er für diesen einen Tag aufgeschrieben hatte. Der nächste Kamerad ermahnte uns, nicht nur den toten Helden, sondern auch jenen Toten zu Gedenken, die für die Sache gefallen sind. So erzählte er auch vom Leidensweg der tapferen Soldaten, bevor sie zur ewigen Ruhe gebeten wurden. Abschließend folgte unser Ruf zu den Toten, während wir gleich darauf wieder schweigend, ruhig und gleichen Schrittes wieder zurück zum Parkplatz zogen. Dort nahmen wir uns die Grabkerzen und gingen, jeder für sich in Gedanken versunken, zurück zum Friedhof. Wir verteilten die Grabkerzen auf den Gräbern. Für jeden toten Helden sollte heute ein Licht in der Dunkelheit brennen.
Auf daß sie wissen: Wir vergessen euch nicht!
Zum Abschluß fuhren wir in eine örtliche Lokalität und ließen den Abend noch einmal Revue passieren, bevor wir die Heimreise antraten.
Abschließend möchten wir allen Lesern den Sterbebrief eines gefallenen Soldaten zuteilwerden lassen, um eines der vielen Opfer, welches unsere Helden vollbracht haben, zu würdigen und ihr Andenken in Ehren zu halten.
In den Morgenstunden des 7. März 1940 fiel im Nahkampf eines Stoßtrupps der Unteroffizier Ernst Nielsen. Sein Hauptmann und Führer des Unternehmens fand den nachstehenden Brief bei ihm, den er in der letzten Nacht an seine Mutter geschrieben hatte.
Liebe Mutter!
Wenn ich falle, Mutter wirst Du klagen,
Tränen weinen, die die starre Rinde
Deines Herzens lösen leicht und linde
Und dir helfen, deinen Schmerz zu tragen.
Und Du wirst auch Trauerkleider tragen,
Daß die andern stumm sich vor Dir neigen,
Schweigend Dir ihr Mitempfinden zeigen
Und dich nicht nach deinem Jungen fragen.
Aber niemals, Mutter, darfst Du fragen:
„Warum wurde mir das Los beschieden?“
Wächst aus unsern Gräbern doch der Frieden!
Weinen darfst Du, aber nicht verzagen.
Sieh, wir gehen stolz und ohne Zagen
In den Kampf, den man uns aufgezwungen.,
Und wenn einst der Schlußakkord gesungen,
Wird man von der deutschen Jugend sagen,
Daß sie gleich den Helden unsrer Sagen
Sich um ihres Führers Fahne scharte,
Daß sich Deutschland in uns offenbarte,
Deutschland, das wir tief im Herzen tragen.
Wenn ich falle, Mutter, mußt Du`s tragen,
Und Dein Stolz wird Deinen Schmerz bezwingen,
Denn Du durftest ihm ein Opfer bringen,
Das wir meinen, wenn wir Deutschland sagen.
Wenn du diese Zeilen liest, liebe Mutter, dann hat Dein Junge das Höchste, was er als Soldat geben kann, gegeben, nämlich sein Leben.
Doch tröste Dich, Du liebe Mutter, denn nur Du allein hattest neben meiner großen Liebe zum Vaterland einen Platz in meinen Herzen.
Ein Idealist kämpft bis zum Tod … Dein Junge
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