Gerade erst hat das Bundesverfassungsgericht gerügt, daß der Einfluß der etablierten Parteien beim Staatsfernsehen zu hoch sei. Jetzt sieht man, zu welchen Folgen es führen kann. Es geht um eine Sendung mit dem türkisch-deutschen Autor Akif Pirincci über sein Buch „Deutschland von Sinnen“.

Pirincci kam mit elf Jahren als Kind türkischer Zuwanderer nach Deutschland; er sprach damals kein einziges Wort deutsch. Ab er er lernte Land und Leute und auch die Sprache dermaßen lieben, daß er sich geradezu mustergültig integrierte. In einer Fremdsprache, die er inzwischen vermutlich besser beherrscht als seine Muttersprache, wurde er ein bekannter Schriftsteller. Sein Katzenkrimi „Felidae“ stürmte 1989 die Bestsellerlisten. Weitere Bücher folgten, die in insgesamt 17 Sprachen übersetzt wurden und zusammen eine Auflage von mehreren Millionen erreichten. Das ist eine Leistung, die ihm wohl wenige nachmachen können!

Pirincci ist aber nicht nur ein höchst erfolgreicher Schriftsteller, sondern auch ein politisch wacher Mensch. Er sah die Veränderungen, die in Deutschland in den letzten Jahrzehnten erst schleichend und dann immer stärker eintraten. Obwohl gebürtiger Türke, war er damit überhaupt nicht einverstanden. Furore machte sein Artikel „Das Schlachten hat begonnen“, den er nach dem brutalen Tod von Daniel Siefert in Kirchweyhe verfaßte und in der er die Mentalität türkischer Kopftreter-Rudel treffsicher beschrieb.

Jetzt war er zu Gast beim ZDF-Mittagsmagazin. Die Gastfreundschaft beschrieb er als einwandfrei, die Moderatorin Susanne Conrad, die er von einem einige Jahre zurückliegenden Interwiev kannte, als überaus freundlich und großherzig. Dann aber kam es dicke. Das eigentlich auf 15 Minuten angesetzte Interview dauerte nicht viel länger als 8 Minuten. Der Autor beschreibt den Grund: „Man dachte wohl, dass ich live und vor aller Welt Augen den gezähmten Akif geben würde, der leise zurückrudert und sein eigenes Buch relativiert. Leider bekamen sie aber den Akif, der auch im Buch steht, und ich feuerte eine Salve nach der anderen ab.“ Noch bevor er das richtig realisiert hatte, vertraute die Moderatorin ihm an, daß sie über ihren Ohrhörer von der Regie ständig die Anweisung bekommen habe: „Abwürgen, abwürgen, abwürgen!“

Auch nahm „man“ den Beitrag rasch aus der ZDF-Mediathek. Vermutlich, weil es bald darauf eine Flut von protestierenden Anrufen und Mails beim Sender gab, wurde er wieder eingestellt, allerdings gekürzt um die brisantesten Stellen. (Eine ungeschnittene Version ist bei youtube zu finden; der Link ist uns zur Zeit allerdings nicht bekannt.)

In der derben, teils sexistischen Sprache, für die Pirinicci bekannt ist, resümmierte er: „Natürlich weiß ich, dass die Öffentlich-Rechtlichen von der Politik jeden Tag durchgefickt werden wie eine Nutte in ihren besten Jahren. Aber normalerweise selektierte man bis dato die Gäste so, dass sie in das jeweilige Konzept passten. Eine direkte Zensur gab es im deutschen Fernsehen nicht.“

Da hat er sich geirrt. Artikel 5 Abs. 1 Satz 3 Grundgesetz – „eine Zensur findet nicht statt“ – ist beim ZDF offenbar das Papier nicht wert, auf das er gedruckt ist. Was aber den Erfolg dieses ebenso kritischen wie aggressiv-offenen Buches nicht mindert. Auch nicht, daß Buchhandlungen unter Druck gesetzt werden, es möglichst nicht prominent zu präsentieren. Um so reißender läuft dafür der Absatz über Internet-Handel wie Amazon.

In diesem Fall also lief die Zensur nicht nur ins leere, sondern entlarvte die Zensoren sogar. Aber nicht jeder ist so prominent wie Akif Pirincci und hat zudem politisch noch den „Migrantenbonus“, mit dessen Hilfe ihm so manche Äußerung noch durchgeht, für die ein Geburtsdeutscher als „Rassist“ und „Nazi“ beschimpft werden würde. In anderen Fällen funktioniert das System von Meinungsunterdrückung und Meinungsverfälschung bestens. Pirincci weiß, wohin das führt: „… und ehe man sich versieht, sitzen wir in einer neuen DDR.“

Leave a Reply

Your email address will not be published.