Vierzehn Ermittler….

Vierzehn Ermittler…. sind eingesetzt, um im Internet Hass- und Hetzkommentare oder gar Drohungen gegen die Polizei im Zusammenhang mit der Ermordung zweier junger Polizeibeamter in Kusel (Rheinland-Pfalz) aufzuklären und zur Verfolgung zu bringen.

Zunächst einmal ist zu sagen: Der gewaltsame Tod vor allem junger Menschen ist immer tragisch, egal, ob sie aus einem vermeintlich „guten“ oder einem schlechten Grund ermordet worden sind. Ein intuitives Gefühl der Anteilnahme ist angemessen. Gerade auch bei Menschen, die erst am Beginn ihres Lebensweges gestanden haben, die noch viel hätten erreichen und tun können, die sich hätten fortpflanzen und neuen Generationen den Weg ins Leben bahnen können. Und die ihren Beruf vermutlich ergriffen haben, um der Gemeinschaft zu dienen, um andere zu schützen.

Warum also so massive negative, oftmals vermutlich auch strafbare, Meinungsäußerungen in diesem Fall, daß dafür sogar die nicht geringe Zahl von vierzehn Ermittlern eingesetzt werden muß?

Der äußere Hergang der Tat scheint nach den bisherigen Medienberichten aufgeklärt. Zu nachtschlafender Zeit stoppte eine Polizeistreife einen verdächtigen Transporter, in dem sich 22 Tierleichen befanden; offenbar illegal geschossen, gewildert, wie sich später herausstellte. Mindestens einer der Insassen eröffnete das Feuer auf die Polizisten und tötete mit einer Schrotflinte eine 24-jährige Polizeianwärterin, die nicht einmal Gelegenheit hatte, das Feuer zu erwidern. Ihr 29-jähriger Kollege, ein Oberkommissar, konnte noch schießen; tatsächlich leerte er wohl mit vierzehn Schuß das ganze Magazin seiner Dienstwaffe. Es nützte ihm nichts. Der Täter, anscheinend ein gewerblicher Wilddieb, gab aus seinem Gewehr vier Schüsse ab. Während seine Kollegin an Ort und Stelle starb, konnte der junge Mann noch ins Krankenhaus gebracht werden, hatte aber letztlich keine Chance: Er verstarb nach wenigen Stunden.

Ein doppelter Mord, um eine Straftat zu verdecken, die in diesem Fall mit einem Höchstmaß von fünf Jahren Gefängnis bedroht war? Das erscheint völlig sinnlos.

Nun scheint es nach den bisher bekannt gewordenen Hintergrundinformationen so, daß der Haupttäter ein Mann ist, der wohl eine Neigung zu gesetzwidrigem Handeln und zur Aggression hat. So was gibt es nun mal leider. Und solche Leute ticken vielfach aus nichtigem Grund aus; im schlimmsten Fall sogar mit tödlichen Folgen.

Das erklärt aber nicht, warum der Doppelmord an zwei jungen Polizisten zu insgesamt bisher 399 Hass- und Hetzkommentaren führte, von denen wohl so um die hundert sogar strafrechtlich relevant sein könnten. Ein Mann, der zum „Cop-Hunting“aufgerufen und sich selbst angeboten hat, Polizisten „zum Abschuß“ in eine Falle zu locken, ist sogar in Untersuchungshaft.

Das Verhältnis zwischen Bürger und Polizei war eigentlich schon immer ein wenig zwiespältig. Grundsätzlich begrüßt die ganz große Mehrheit der Menschen in Deutschland die Arbeit der Polizei. Beliebt sind die Beamten daher aber nicht unbedingt. Wie oft ärgert sich ein Autofahrer, wenn er einer Kontrolle unterzogen wird? Und selbst wenn alles in Ordnung ist, und selbst wenn die Beamten ausnehmend höflich sind, und selbst wenn er einsieht, daß es ja sowohl ihn als auch andere schützt, wenn mal geprüft wird, ob sein Verbandskasten ein aktuelles Datum trägt, daß er ein Warndreieck dabei hat und AIDS-Handschuhe und neuerdings zwei Atemschutzmasken (was viele Autofahrer trotz entsprechender Vorschrift heute wohl noch nicht haben), mindestens die paar Minuten Lebenszeit, die ihm so genommen werden, sind ärgerlich. Und wenn er zu den weniger begüterten Menschen in unserem Land gehört, wird er sich vielleicht sogar fragen, ob da eine Art von „social profilinig“ vorliegt, weil der dicke BMW vor ihm und der noble Benz hinter ihm nicht angehalten worden sind, nur er mit seinem fast zwanzig Jahre alten klapprigen Golf….

Das allein ist aber wohl noch kein nachvollziehbarer Grund für im Netz verbreitete Häme oder gar Hetze und Haß aus Anlaß des tragisch frühen Todes zweier junger Menschen, die nur deshalb in ihren Zwanzigern von der Bühne des Lebens abtreten mußten, weil sie einen Beruf gewählt haben, in dem sie anderen helfen, ihnen dienen und sie schützen wollten.

Kann es mit Corona zusammenhängen? Kann es damit zusammenhängen, daß die Polizei nicht nur von kleinen, radikalen Rändern der Gesellschaft als Repressionsorgan der Herrschenden wahrgenommen wird, sondern in immer breiteren Gesellschaftskreisen, die vorher niemals damit gerechnet haben, mit uniformierten, bewaffneten und wie die Starship-Trooper oder die „Imperialen Sturmtruppen“ aus Star Wars hochgerüsteten Beamten aneinanderzugeraten?

Kann es sein, daß Bilder von vermummten, schlägertruppartigen Polizisten, die alte Damen wegschubsen oder Rollstuhlfahrer aus ihrem Rolli zerren, Wut gegen eine Viertelmillion Angehörige des Berufsstandes erzeugt haben?

Den Tod von Menschen abzufeiern ist nicht nur unmoralisch, sondern in den meisten Fällen auch illegal; und gar zu ihrer gezielten Tötung aufzurufen ist in der Tat ein schwerwiegendes Delikt, das sogar mal Untersuchungshaft rechtfertigen kann.

Aber vielleicht sollte man diesem guten Dutzend Ermittlern im Netz auch mal ein paar Sozialpsychologen zur Seite stellen, die sich damit befassen, warum bei so vielen Menschen neuerdings das Verhältnis zur Polizei schlechter geworden ist; so schlecht sogar, daß der unnötige und verbrecherische Tod zweier junger Menschen zu Häme, zu Hetze, gar zu Haß oder Nachahmungsphantasien führt.

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