Wer kennt es nicht, das freundliche, leicht spöttelnde „Ruhig, Brauner!“ gegenüber Menschen, die sich unnötig aufregen. Es stammt noch aus Kaisers Zeiten, als Pferdedroschken anstelle von Taxis fuhren und das Leben allgemein langsamer und ruhiger verlief als heutzutage.

Nun wäre es aber ein bißchen verfehlt, das dem NRW-Innenminister Jäger zuzurufen. Aufgeregt, wie der arme Mann nun mal ist, würde er darin eine böse politische Anspielung sehen und annehmen, daß das „Brauner“ sich auf die politische Ausrichtung bezieht und nicht etwa auf die Fellfarbe von Pferden. Mit Rücksicht auf seine Befindlichkeiten wäre es daher wohl angemessen, ihm stattdessen ein „Ruhig, Roter!“ zuzurufen. Er ist immerhin Sozialdemokrat, damit kann man wohl nix falsch machen.

Worin Ralf Jägers unnötige Aufregung besteht?

Das Zauberwort heißt „Pegida“ und ist nicht etwa eine Beschwörung oder eine Zauberformel aus den „Harry-Potter-Filmen“, sondern schlichte Realität im spätherbstlichen Deutschland. Eine Bewegung – „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ – die bei ihrem letzten eindrucksvollen Abendspaziergang etwa 10.000 Menschen auf die Straße gebracht hat, während die vereinte Macht aller etablierten Parteien einschließelich Gewerkschaften und Kirchen es nur auf 9.000 und damit knapp etwas weniger Gegendemonstranten gebracht hat.

Shocking! Ob die Queen „not amused“ ist, wissen wir nicht. Wahrscheinlich wird sich die Königin des Vereinten Königreichs von Großbritannien und Nordirland für die deutsche „Pegida“ weit weniger interessieren als NRW-Innenminister Jäger. Die wird wohl sogar die Wahlerfolge von Nigel Farages UKIP eher mit kühler britischer Gelassenheit sehen.

Herr Jäger aber ist dermaßen angebissen, daß er die Initiatoren von „Pegida“ „Nazis in Nadelstreifen“ nennt. Frecher geht es nimmer, was?

Wir hingegen, die wir der Ehre von Herrn Jägers Unmut schon länger teilhaftig werden, können dabei nur zufrieden grinsen. Wenn sich jetzt schon der in Dresden in einer Stärke von zehntausend Köpfen auftretende besorgte Bürger als „Nazi“ beschimpfen lassen muß, dann ist das eine wahre Inflation dieses Wortes. Soll uns recht sein. Herrn Jäger aber können wir, wie eingangs erwähnt, zum Nutzen seiner seelischen und vielleicht sogar körperlichen Gesundheit nur empfehlen: „Ruhig, Roter! Gaaaanz ruhig!“ Und wenn das nicht hilft, dann sollten wir ihm vielleicht demonstrativ als Geschenk mal ein paar Scheuklappen überreichen. Obwohl es vielleicht eine piratenhafte Augenklappe auch tut. Denn wer auf dem linken Auge blind ist, konzentriert sich auf das rechte um so mehr.

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