Rechnungen

Am Anfang präsentierte man uns Horrorzahlen. Um die sogenannte „Herdenimmunität“ zu erreichen, bei der sich ein Virus von selbst totläuft, müßten 60 bis 70 Prozent der Menschen sich anstecken. Das wären – die niedrigere Zahl vorausgesetzt – bei den etwas über 80 Millionen Menschen in der BRD rund 50 Millionen. Und bei einer damals behaupteten Sterblichkeit von 4 Prozent wären das 2 Millionen Tote. Da kann man schon mal eine Gänsehaut bekommen!

Inzwischen liegt das Endergebnis der Studie des Virologen Steeck und seiner Mannschaft vor, die sogenannte Heinsberg-Studie. 15 Prozent der im sogenannten „Hotspot“ lebenden Menschen hatten Antikörper, waren also – oftmals wohl, ohne davon überhaupt nur zu ahnen! – infiziert und haben das Virus überwunden. Die daraus errechnete Sterblichkeit liegt nicht bei 4 Prozent, sondern bei 0,37. Gewaltiger Unterschied!

Trotzdem: Bei rund 50 Millionen Infizierten wären das auch fast 200.000 Tote; nicht ganz so dramatisch wie 2 Millionen, aber eine immerhin auch noch erschreckende Zahl. Als ob Schwerin und Hildesheim (die jeweils rund 100.000 Einwohner haben) plötzlich menschenleer wären, tot, ausgestorben.

Aber das geht von der Annahme aus, daß sich wirklich ungefähr 60 Prozent der BRD-Bewohner anstecken.

Das Virus verbreitet sich wie die Grippe: In erster Linie durch sogenannte Tröpfcheninfektion, über den Atem Infizierter oder Erkrankter, und in zweiter, geringerer Linie durch sogenannten Schmierinfektion: Wenn jemand beispielsweise einen Einkaufswagen oder eine Türklinke anfaßt, die vorher ein Infizierter mit infektiösem Material verseucht hat und dann an seiner Nase kratzt, weil sie juckt, oder eine Zigarette zum Mund führt. Allerdings verbreitet das Virus sich nicht durch menschlichen Schweiß; die Wahrscheinlichkeit, daß jemand, der angesteckt ist, einem Gegenstand, den er berührt hat, verseucht, ist eher gering.

Wie sah es denn bei der letzten schweren Grippewelle aus, die vor etwas über zwei Jahren Deutschland rund 25.500 Tote gekostet hat?

Da hat es nach den Hochrechnungen des Robert-Koch-Instituts ungefähr 9 Millionen Erkrankungen gegeben.

Und welche Eindämmungsmaßnahmen hat es damals gegeben?!

Von staatlicher Seite überhaupt keine. Wenn überhaupt in der damaligen Grippe-Saison eingedämmt wurde, dann hauptsächlich durch die, die Grund hatten, eine Infektion zu befürchten, weil sie alt oder krank waren: Die sind von sich aus mehr zuhause geblieben als sonst und haben Kontakt zu anderen Menschen gemieden. Dazu bedurfte es keiner Anwendung des Infektionsschutzgesetzes und keiner Rechtsverordnungen der Länder.

Aber, mögen jetzt die Befürworter von Kontaktbeschränkkungen und Wirtschaftszerstörung (und nicht zulezt Demonstrationsverboten) einwenden: Gegen die Grippe wird doch geimpft, und vor allem Menschen über 60 (oder solche, die Vorerkrankungen haben) wird von ihren Hausärzten recht dringlich dazu geraten.

Leider taugt das Argument sehr wenig: In der Saison 2017 / 2018 gab es mit dem Impfstoff einen kleinen Fehler; und anschließend gab es sogar noch einen gesundheitspolitischen Skandal.

Man weiß nie genau, welcher Untertyp des Grippevirus gerade die Menschheit befällt. Also wartet man die ersten Fälle ab, die meist im September auftreten, und richtet danach den Impfstoff aus. 2O17 war es ein „trivalenter“, der also vor drei Sub-Typen des Influenza-Virus schützte; zumindest relativ. (Diese Impfungen verhindern nicht immer eine Erkrankung, aber sie sorgen zumindest dafür, daß sie einen deutlich milderen Verlauf nimmt.)

Leider hielt sich das Virus nicht an die Voraussagen der Wissenschaftler und der Pharma-Industrie: Am Anfang verbreiteten sich die drei Sub-Typen, gegen die die Impfung half, aber eben nur sehr wenig; es kam dann ein vierter Sub-Typus auf, und der war vom Impfstoff nicht mit umfaßt!

Da man mit Impfungen gegen die Grippe jahrzehntelange Erfahrungen hat (und zwar ganz überwiegend gute Erfahrungen), hatte man rasch einen Impfstoff nachgeliefert, der auch gegen diese vierte, unerwartete Variante half. Der gesundheitspolitische Skandal dabei war, daß über viele Wochen hinweg die Krankenkassen die Kosten für eine solche Zusatzimpfung nicht übernommen haben; das mußten die Versicherten selbst bezahlen… So was mindert natürlich die Verbreitung und damit die Wirksamkeit der Impfung!

Insofern ist der Gedanke nicht fernliegend, daß sich auch ohne jede staatlich angeordnete Einschränkung das SARS-CoV-2 genannte Virus in nicht wesentlich mehr als 9 Millionen Menschen in Deutschland angesiedelt hätte.

Es gibt zwei Zahlen, die diese Vermutung unterstützen.

In Wuhan, dem Zentrum der Erkrankung in China, stellte man fest, daß sich nur ungefähr 15 Prozent der in häuslicher Gemeinschaft mit Infizierten lebenden Menschen selbst angesteckt hatten.

15 Prozent ist auch die Zahl, auf die die Heinsberg-Studie in Gangelt, einem besonders betroffenen Ort, kam.

Also kann man getrost vermuten, daß auch ohne staatliche Gängelung und massive Einschränkung von Grundrechten sich vielleicht 15 Prozent der Menschen in der BRD angesteckt hätten, was etwa 12 Millionen wären, also ein Drittel mehr als bei der letzten schweren Grippewelle. Und weil die Sterblichkeit nun mal höher ist als bei einer Grippe, müßte man dann mit vielleicht 44.000 Toten rechnen.

Das ist beinahe das Doppelte der Grippewelle von vor zwei Jahren; aber es ist immer noch etwa soviel, wie die Hongkong-Grippe 1969/1970 gefordert hat.

Schulschließungen gab es bei dieser Hongkong-Grippe damals übrigens tatsächlich; man nannte das nicht nur in Schülerkreisen „grippefrei“. Aber andere Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft gab es nicht.

So was können aber letztlich die Verantwortlichen nicht zugeben. Sie haben von der Panik, die die Medien in ihrem Auftrag erzeugt haben, profitiert; vor allem die Umfragewerte der Unionsparteien schossen durch die Decke. Und es regiert sich natürlich so schön, wenn das Volk im teilweise wörtlichen Sinne einen Maulkorb trägt…. Aber eines Tages werden die wirtschaftlichen Folgen des sogenannten „shutdown“ sich auswirken. Und dann werden diese Fragen zwangsweise wieder aufkommen. Und dann kann es sein, daß die so schön hochgeschnellten Umfragewerte von CDU und CSU sich genauso schnell umgekehrt wieder in den Keller bewegen.

Vorausgesetzt, das Gedächtnis des Wählers reicht weiter als bis zum nächsten Bier oder allenfalls bis zum nächsten Urlaub auf Malle.

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