Wie war das in Lessings Drama „Nathan der Weise“? „Muß er? Muß ein Mensch müssen?! – Kein Mensch muß müssen!“

Aber was für einzelne Menschen gilt, gilt nicht zwingend für Zusammenschlüsse von Menschen, für Vereine, für Parteien, oder für Gewerkschaften, Amtskirchen oder von mir aus einfach eine Biker-Gang. Mag sein, daß die mehr müssen als der Einzelne.

Diese interessante Frage hat Frau Claudia Luzar aufgeworfen, Politikwissenschaftlerin an der Universität Bielefeld und Leiterin einer Organisation namens „back up“, einer Beratungsstelle für die Opfer rechtsextremer Gewalt. Die Dame, deren wissenschaftliches Fachgebiet „Konfliktforschung“ zu sein scheint, war in Dortmund Teilnehmerin bei der Einweihung eines Denkmals (richtiger: Einer Gedenkplatte) für die Opfer des sogenannten „NSU“. Nach einem Bericht der Online-Ausgabe der „Welt“ äußerte sie sich dabei auch über die Partei DIE RECHTE. Sie wird in dieser Quelle zitiert wie folgt:

„Die Partei ,Die Rechte’ positioniert sich zwischen der NPD und der DVU – und es ist der Versuch, meiner Meinung nach, von Autonomen Nationalisten, ein neues Betätigungsfeld zu finden.“ Die neue Partei müsse sich die Frage gefallen lassen, ob sie in der Tradition rechtsextremer Gewalt stehe. „

Frau Luzor hat also eine Frage gestellt. Sie hat sie sogar öffentlich gestellt, was die Frage auf ein besonderes, auf ein höheres Niveau hebt. Aber bedauerlicherweise hat sie es versäumt, die Frage direkt zu stellen. Was sie durchaus hätte tun können. Wir sind bekanntlich auf vielfältigen Wegen erreichbar: Man kann uns einen herkömmlichen Postbrief schreiben, man kann uns anrufen, man kann uns eine e-mail schreiben. Nur ein Fax kann man uns mangels Einrichtung einer Geschäftsstelle zur Zeit noch nicht schicken. Was übrigens nicht zwingend ein Hindernis ist. Wer uns auf anderem Weg erreicht, dem bieten wir nötigenfalls sogar die Möglichkeit, uns auf Umwegen ein Fax zu schicken. Wir sind ja nicht im Untergrund. Wir sind gewissermaßen ziemlich offiziell….

Diese Frage von Frau Luzor ist daher zunächst einmal als eine rein rhetorische zu betrachten. Wenn wir nicht gelegentlich einige Medien beobachten würden, hätten wir sie möglicherweise nicht einmal zur Kenntnis genommen. Und damit wäre uns jede Möglichkeit genommen, sie zu beantworten.

Nun haben wir aber – eher zufällig – die Frage von Frau Luzor gelesen. Wir sind weit davon entfernt, uns mit – wie der Jurist es nennen würde – Nichtwissen herauszureden.

Trotzdem sehen wir von unserer Seite aus keine Notwendigkeit, eine nicht direkt an uns gerichtete Frage zu beantworten. Das wäre unangemessen. Auch wir haben ein Recht auf die Einhaltung bürgerlicher Höflichkeitsregeln. Was hinter unserm Rücken über uns geredet wird, können wir zwar wahrnehmen, aber wir müssen es nicht. Kein Mensch muß müssen! Siehe Lessing!

Wir haben uns mit der wissenschaftlich ausgebildeten Dame daher in Verbindung gesetzt. Wir haben ihr anheimgestellt, ihre Frage direkt an uns zu richten. Dann werden wir sie auch beantworten. Wir sind immerhin höfliche Menschen. (Solange wir nicht überlastet werden. Wenn drei Millionen Menschen uns gleichzeitig fragen, wird des einige Monate oder gar Jahre dauern, bis wir die letzte Frage beantwortet haben.) Allerdings wird im Sinne eines wissenschaftlich geprägten Diskurses zunächst Frau Luzor sich eine Gegenfrage gefallen lassen müssen. Zu Verständniszwecken. Was sie denn mit „rechtsextremer Gewalt“ meint. Vielleicht könnte das Vorgespräch sogar noch tiefer gehen. Die Frage thematisieren, was man denn nun als „rechtsextrem“ betrachten will und welcher mögliche Gewalttäter diese Qualifikation erfüllt und welcher vielleicht einfach nicht. Das sind teilweise eher komplexe Fragen.

Wir haben Verständnis dafür, daß Frau Luzor diese nicht gern beantworten möchte. Also haben wir auch Verständnis dafür, daß sie gegen die Grundlagen wissenschaftlicher Methodik verstoßen und uns nicht direkt gefragt hat. Aber sie ihrerseits wird hoffentlich verstehen, daß sie auf ihre Frage von uns keine Antwort bekommt, solange sie sich nicht einem direkten Dialog stellt oder diesen von sich aus sucht. Wenn sie einen „Dummy“ braucht, auf den sie einprügeln kann, dann soll sie ein Kampfsportstudio aufsuchen. Da gibt es solche „Pappkameraden“. Auf die kann sie einprügeln, ohne daß diese zurückschlagen. Wir haben solchen „Dummys“ was voraus. Wir sind Menschen. Wir entscheiden selbst, was wir müssen. Oder nicht müssen. Oder ob wir müssen.

 

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