Diese Parole aus der Zeit der 68-er war natürlich staatsfeindlich; sie bezog sich auf die damals noch deutlich konservativere BRD oder aber mindestens auf deren kapitalistisches Wirtschaftssystem. An der Bedeutung des Begriffs „kaputtmachen“ bestand damals kein großer Zweifel.

Inzwischen hat – nicht zuletzt dank massenhaft als Lehrer in den Staatsdienst gegangener 68-er – das Bildungsniveau deutlich nachgelassen. Sprache ist zur Beliebigkeit verkommen, oder sie wird bewußt verschleiert, damit es keine Klarheit mehr gibt. Es könnten ja Bürger auf den Gedanken kommen, Wahlversprechen von Politikern einzufordern. Wo kämen wir denn dann da hin!

Ein Politiker ist Markus Ulbig (CDU), derzeit Innenminister in Sachsen. Mit seinen jetzt 48 Jahren ist er unverdächtig, jemals Angehöriger der 68-er gewesen zu sein (damals war er noch nicht mal ein Schulkind), aber vielleicht ist auch er ein Opfer von deren Erziehung. Sprachlich nicht völlig korrekt sagte er am 27. September: „Ich will die Aktivitäten von Kameradschaften, Skinheads und Neonazis kaputtmachen, weil diese Leute unsere Heimat kaputtmachen.“

Nun kann man Dinge kaputtmachen. Man kann sogar Menschen kaputtmachen, wobei das meist im übertragenen Sinne zu verstehen ist, nicht im Sinne körperlicher Vernichtung, sondern in dem Sinne mentalen, seelischen Kaputtmachens. Aber daß man Aktivitäten kaputtmachen kann, ist neu. Sie sind weder eine Sache noch ein Mensch. Man kann sie verhindern, man kann sie behindern oder sonst was, aber weil sie eben ein Vorgang sind und nicht eine Sache oder ein Wesen, kann man sie nun mal nicht kaputtmachen.

Die im sächsischen Landtag vertretene NPD wollte es genauer wissen und stellte eine Kleine Anfrage, was die Staatsregierung denn unter „kaputtmachen“ verstünde. Ausgerechnet die BILD-Zeitung, die ja nun nicht gerade als Intelligenz-Blatt gilt, fand diese Frage dumm. Und freute sich gewissermaßen, daß Minister Ulbig die NPD veräppelt habe, weil er antwortete: „Die Staatsregierung versteht unter kaputtmachen kaputtmachen.“

Anders als die BILD-Zeitung meint, war nicht die Frage wirklich dumm, sondern diese Antwort. Denn damit weiß der halbwegs sprachverständige Mitmensch noch immer nicht, wie Minister Ulbig Aktivitäten „kaputtmachen“ will. Aber vielleicht war das seitens des besagten Ministers noch nicht einmal wirkliche Dummheit, sondern nur fürsorglich. Mag sein, daß wir alle ruhiger schlafen, solange wir nicht wissen, wie Herr Ulbig Aktivitäten „kaputtmachen“ will.

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