im Streit um Karikaturen und dergleichen steht an. Das in Paris wöchentlich erscheinende Magazin „Charlie Hebdo“ hat einige veröffentlicht.

Das ist nicht so ganz neu; Ende 2011 brachten die Macher des Blattes eine Sonderausgabe heraus, die sie der Scharia widmeten; folgerichtig lautete der Titel dann auch nicht „Charlie Hebdo“, sondern „Charia Hebdo“, und zum Chefredakteur machten sie den Propheten Mohammed. Das empörte französische Moslems, die möglicherweise zahlreicher und noch ein weniger militanter sind als die in Deutschland. Das Verlagsgebäude wurde angegriffen und in Brand gesteckt.

Die französische Polizei hat daher Sicherheitsvorkehrungen getroffen.

Das „offizielle Paris“ zeigte sich besorgt und mißbilligend. Außenminister Laurent Fabius sprach sich angesichts der aktuellen Ereignisse „gegen Zügellosigkeit“ aus und appellierte an das Verantwortungsbewußtsein aller.

Redakteur Stéphane Charbonnier fühlt sich davon wahrscheinlich nicht angesprochen. Er äußerte sich gegenüber den Medien: „Wir veröffentlichen Karikaturen über jeden und alles jede Woche. Wenn wir es aber mit dem Propheten machen, wird es Provokation genannt.“ Nachvollziehbar ist auch, wenn er erklärt, daß er strenggläubige Moslems nicht aufrufe, sein Blatt zu lesen; ebensowenig, wie er seinerseits in eine Moschee gehen würde, um einen Diskurs anzuhören, der seiner Überzeugung widerspräche.

Mit der aktuellen Empörung hängt möglicherweise auch eine Nachricht zusammen, die im allgemeinen Trubel ein wenig untergegangen ist. Erinnert sich noch jemand an Salman Rushdie? Ah ja, ein britischer Autor pakistanischer Abstammung, der vor einem Vierteljahrhundert die „Satanischen Verse“ schrieb und gegen den der damalige iranische Revolutionsführer Ayatolla Chomeini persönlich eine Fatwa erließ, ein moslemisches Todesurteil.

Und weil man sich vielleicht nicht allein darauf verlassen kann, daß ein Gläubiger auf diese Weise seinen vermeintlichen Weg ins Paradies sichern möchte, gibt es seit Ewigkeiten ein Kopfgeld auf den Literaten. Ursprünglich betrug es eine Million Dollar. Inzwischen ist es mehrfach aufgestockt worden, zuletzt dieser Tage um eine weitere halbe Million auf nunmehr 3,3 Millionen US-Dollar. Ausgelobt hat diese Summe eine staatsnahe iranische Stiftung.

Es ist allerdings reiner Zufall, daß am gestrigen Tag Rushdies Lebenserinnerungen unter dem Titel „Josef Anton“ veröffentlicht worden sind. Und zwar in 27 Ländern gleichzeitig. In Deutschland hat dies der Bertelsmann-Verlag übernommen, mit einer Startauflage von 100.000 Exemplaren. Darin kann man unter anderem lesen, wie er zehn Jahre im Untergrund gelebt hat, um nicht das Schicksal eines Mannes wie Theo van Gogh zu teilen. Ob er angesichts der aktuellen Ereignisse und der Aufstockung des Kopfgeldes neuerlich „abtaucht“, ist derzeit noch nicht bekannt.

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