Thema: Alljährlicher Gedenkmarsch in Dresden zu Ehren unserer Toten
Heute stehen uns die Organisatoren der Initiative “Dresden Gedenken“ zu einigen Fragen, die wir an sie haben, Rede und Antwort.
Hallo und zuerst einmal vielen Dank, daß ihr uns für ein kleines schriftliches Interview zur Verfügung steht!
Könnt ihr unseren Lesern zuallererst bitte in wenigen Sätzen die geschichtlichen Hintergründe näherbringen, warum das Gedenken in Dresden jedes Jahr veranstaltet wird?
Die historischen Hintergründe des Gedenkens in Dresden dürften, so hoffen wir, den Lesern bekannt sein. Im Zuge der am 14. Februar 1942 erlassenen „Area Bombing Directive“, der direkten Anweisung des britischen Luftfahrtministeriums zum Flächenbombardement, flogen zwischen dem 13. und 15. Februar 1945 britische und amerikanische Luftstreitkräfte vier Angriffswellen gegen die sächsische Kunst- und Kulturstadt Dresden. Unter der Führung von Sir Arthur Travers Harris wurden von der Royal Air Force (RAF) auch andere zahlreiche deutsche Städte schwer zerstört, so etwa Hamburg (Juli/August 1943), Braunschweig (15. Oktober 1944), Magdeburg (16. Januar 1945), Pforzheim (23. Februar 1945), Mainz (27. Februar 1945), Würzburg (16. März 1945) oder Hildesheim (22. März 1945).
An das alliierte Kriegsverbrechen von Dresden zu erinnern, dem ungezählte unschuldige Zivilisten, Frauen, Kinder, Alte und Flüchtlinge aus dem deutschen Osten zum Opfer fielen, haben sich junge und alte Aktivisten seit spätestens 1998 zur Aufgabe gemacht. Daher findet seither in jedem Jahr eine entsprechende Veranstaltung in Sachsens Landeshauptstadt statt.
Wie sieht eure Bilanz zum letztjährigen Dresden-Gedenken aus? Wart ihr zufrieden? Was lief gut, was lief nicht so gut?
Die Veranstaltung im vergangenen Jahr ist aus unserer Sicht und mit Blick auf die gegebenen Umstände soweit gut verlaufen. Die Umstellung der Vorbereitung und der damit verbundene Wegfall der Planungssicherheit der Gegenseite zeigen Wirkung, wie man es anhand aktueller Beiträge auf einschlägigen Netzseiten auch entnehmen kann. Dies bedingt natürlich einer gegenseitigen Kommunikation unter uns selbst, welche bekanntermaßen keine Einbahnstraße ist! Dies wäre, neben Mängeln bei der Würdigung der vom Veranstalter verordneten Auflagen, auch der einzige Kritikpunkt aus unserer Sicht. Denn leider scheint bei nicht wenigen Aktivisten vermehrt eine Erwartungshaltung vorzuherrschen, wonach man gern alles auf dem sprichwörtlichen Silbertablett serviert hätte, ohne seinen eigenen Anteil zum Gelingen des großen Ganzen beizutragen. Das ist in dieser Form freilich nicht möglich und macht bisweilen auch die negativen Folgen einer hochtechnisierten Gesellschaft im digitalen Zeitalter deutlich.
Wie seht ihr die Entwicklung des Gedenkens der letzten Jahre, seit ihr darin involviert seid, bzw. könnt ihr die Entwicklung der letzten Jahre für unsere Leser kurz zusammenfassen?
Über die Entwicklung des Gedenkens in Dresden seit 1998 ist bereits viel geschrieben worden. Ob unsere bereits vor einigen Jahren herausgegebene, umfangreiche Broschüre „DRESDEN – Der Menschlichkeit entgegen“, die Abhandlung in der aktuellen Ausgabe des Magazins N.S. Heute oder auch zahlreiche Beiträge wie etwa in der Deutschen Stimme oder im Netz – wer ehrlich gewillt ist, sich zu informieren, wird genügend Möglichkeiten hierzu finden. Wir möchten daher die Entstehungsgeschichte an dieser Stelle nur ganz kurz tabellarisch skizzieren.
1998 – Eine Gruppe junger Menschen wird auf dem Weg zur Frauenkirche in der Dresdner Innenstadt von Polizeieinheiten eingekesselt und angegriffen. Die Idee eines jährlichen Trauermarsches wird geboren.
1999 bis 2004 – Jährlich am 13. Februar führt die damals lautende Organisation „Junge Landsmannschaft Ostpreußen – JLO“ den Dresdner Trauermarsch durch.
2004 – Die NPD übernimmt die Schirmherrschaft über die Veranstaltung. Spürbares Wachsen der politischen Instrumentalisierung des Gedenkens. Beginnender Verlust des Veranstaltungscharakters. Verlegung der Veranstaltung auf ein Wochenende.
2007 – Parallel (!) zu den Veranstaltungen der NPD/JLO entsteht das „Aktionsbündnis gegen das Vergessen“, das sich wieder verstärkt um Inhalte bemüht, eine Aktionswoche durchführt und eine Veranstaltung am 13. Februar favorisiert, um der Geschichtsfälschung und dem Mißbrauch des Datums durch die Stadt entgegen zu wirken.
2010 – Die Veranstaltung von NPD/JLO wird am Neustädter Bahnhof blockiert. In der Folge zieht sich die NPD später aus der Organisation zurück.
2011 – Der Versuch eines Sternmarsches scheitert an den massiven, durch Politik und Polizei begangenen Rechtsbrüchen.
2012 / 2013 – Abermals be- und verhindert organisierter und zum Teil staatlich finanzierter „Protest“ ein aufrechtes Gedenken.
2014 bis 2017 – Durch strategisches Umdenken können vorerst wieder Veranstaltungen durchgeführt werden. Das „Aktionsbündnis gegen das Vergessen“ löst sich 2016 auf. Seitdem Fortsetzung der Kampagne durch die Initiative „Dresden-Gedenken“.
Nach dem Jahr 2010 waren die Teilnehmerzahlen beim Gedenken stark rückläufig. Woran liegt das? Ist es wahr, daß es an internen Querelen der Organisatoren untereinander lag? Welche Rolle spielt(e) die „Junge Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO)“ hierbei?
Infolge der erwähnten Blockade auf dem Schlesischen Platz, dem Vorplatz des Neustädter Bahnhofes im Februar 2010 in Dresden, setzte eine Diskussion ein, an deren Ende spätestens ein Jahr später aus NPD-Kreisen sinngemäß zu vernehmen war, „Die Zeit der Großaufmärsche ist vorbei“. Jeder hatte bis zu diesem Zeitpunkt stets sein Bestes gegeben. Abgesehen von für die Veranstaltung jedoch nicht relevanten, zwischenmenschlichen Reibungspunkten, gab es unserer Erinnerung nach keine nennenswerten Querelen. Es war schlicht und ergreifend das Ende einer Entwicklung. Während die JLO seit 1998 stets die Rolle des überparteilichen Veranstalters übernommen hatte, wuchs der Anteil der NPD an Organisation und Finanzierung seit 2004 stetig. Der JLO kam in den letzten Jahren bis 2010/2011 mehr oder weniger nur noch die Rolle des „Namensgebers“ zu. Als sich die Partei zurückzog, vollzog sich ein Bruch. Der Rest ist Geschichte.
Was könnt ihr uns zu der „Konkurrenzveranstaltung“, welche letztes Jahr parallel angemeldet wurde, sagen? Einige sagen hier, daß der Anmelder der anderen Veranstaltung, Gerhard Ittner, hier einen Auftritt als Trittbrettfahrer hingelegt hat?
Nur soviel an dieser Stelle: Es gibt, und so war es von jeher, ungeschriebene Gesetze untereinander. Daher ist auch ganz klar Fakt, was überhaupt nicht geht:
– „Wildern“ in fremden Regionen ohne Rücksprache mit örtlichen Aktivisten
– bewußt Lügen und Halbwahrheiten verbreiten
– verdiente Kader in den Medien als angebliche Aussteiger und VS-Agenten diffamieren
Wir bitten daher um Verständnis, daß wir uns zu dem genannten Thema nach Möglichkeit nicht mehr öffentlich äußern. Bereits im vergangenen Jahr hat es unsererseits dazu eine deutliche Aussage gegeben. Für persönliche Fragen stehen wir über unsere Netzseite, wo man entsprechende Kontaktmöglichkeiten findet, aber selbstverständlich gern jederzeit zur Verfügung.
Was sind eure generellen Erwartungen an das Dresden-Gedenken 2018?
Wer schon einmal eine größere Veranstaltung organisiert und geleitet hat, wird wissen, daß man in bestimmten Situationen nur noch über einen sehr eingeschränkten Einfluß auf den Ablauf der Ereignisse verfügt. Dies in gesteigertem Maße, je höher das Interesse der etablierten Politik an einer Verhinderung der Aktion ist. Auch die Verantwortung eines Versammlungsleiters gegenüber Leib und Leben seiner Teilnehmer sollte hier nicht außer Acht gelassen werden!
Wenn man also überhaupt von „Erwartungen“ sprechen möchte, dann dahingehend, daß auch in diesem Jahr ein möglichst angemessenes Gedenken an Dresdens Luftkriegstote möglich sein wird und daß jeder potentielle Teilnehmer durch sein Auftreten und Verhalten seinen Teil dazu beiträgt.
Mit wie vielen Teilnehmern rechnet ihr in diesem Jahr?
Ähnlich wie bei anderen Organisatoren, beispielsweise des Rheinwiesen-Gedenkens in Remagen, stehen auch für uns ganz klar Qualität und inhaltliche Ausrichtung der Veranstaltung im Vordergrund. Klasse statt Masse! Wir würden uns natürlich freuen, wenn die Teilnehmerzahl sich im Bereich der Vorjahre bewegt. Wichtiger jedoch erscheint es uns, daß ein jeder, der die Reise nach Dresden antritt, sich nicht nur über die Beweggründe seiner Teilnahme bewußt ist, sondern auch über die Hintergründe und das Wollen der Veranstaltung! Es ist sicherlich schön, wenn 800 Teilnehmer den Weg nach Dresden finden, aber es ist auch gut, wenn es 300 Aufrechte sind. Es geht um Inhalte, nicht vordergründig um Teilnehmerzahlen!
Das Gedenken in Dresden ist ja eine Veranstaltung zu Ehren unserer Toten und quasi zur „Vergangenheitsbewältigung“ und gegen das Vergessen der Opfer gedacht. Wie sieht euer Ausblick in die Zukunft aus? Wenn sich die Dinge hier im Lande irgendwann zum Guten verändern, wärt ihr dann dafür, daß es einen offiziellen, bundesweiten “Dresden-Gedenktag” gibt?
Natürlich! Eine unserer Kernforderungen, welche wir von der JLO übernommen, bzw. ab 2007 wieder aufgegriffen haben lautet: „Macht den 13. Februar zum offiziellen Gedenktag!“ Allerdings nicht nur für Dresden, sondern für alle im letzten Krieg durch alliierte Terrorbomber zerstörten Städte!
Findet ihr, dass die „rückwärtsgewandten“ (Gedenk)veranstaltungen überhand nehmen? Sollten eurer Meinung nach vielleicht lieber alle Kameraden aus dem gesamten Bundesgebiet nur nach Dresden kommen und hier symbolisch für alle anderen bombardierten Städte gedenken?
Im Gegensatz zu vergangenen Jahren hat die Anzahl an sogenannten Gedenkveranstaltungen ja bereits wieder deutlich abgenommen. Wir denken, daß mit regionalen, wenn auch kleineren Aktionen oft mehr „gewonnen“ ist und sich so auch regionale Ereignisse besser vor dem Vergessen oder dem Mißbrauch durch die Etablierten bewahren lassen. Gerade vor dem Hintergrund, daß unser Engagement in Dresden auf der Kritik am Mißbrauch des Gedenkens durch politische „Massenevents“ beruht, stufen wir eine erneute Großdemonstration im Zusammenhang mit historischen Themen als fragwürdig ein. Realistisch darf man auch die logistische Machbarkeit beim derzeitigen Zustand unserer politischen Zusammenhänge, aber auch mögliche Reaktionen nicht außer Acht lassen, welche letztendlich wieder auf Kosten der örtliche Aktivisten, vor allem aber eines angemessenen Gedenkens gehen dürften.
Abseits des Themenbereiches „Gedenken“ wäre es daher begrüßenswert, wenn wir alle daran arbeiteten, endlich eine Großveranstaltung zu tagesaktuellen Problemen in unserem Land zu organisieren. Dies würde mit Sicherheit auch die Unterstützung unterschiedlicher Dresdner Aktivisten finden. Vielleicht kann hier die gemeinsame Demonstration am 1. Mai in Erfurt richtungsweisend für die kommenden Jahre sein!?
Welches Erscheinungsbild und welches Verhalten erwartet ihr von jedem Teilnehmer des Gedenkmarsches?
Wir erwarten von jedem potentiellen Teilnehmer, dass er schon aus sich selbst heraus den Toten unseres Volkes angemessen gegenüber tritt. Dazu gibt es klare interne Auflagen und Verhaltensregeln, welche es zu befolgen gilt. Wer sich, aus welchen Gründen auch immer, hierzu nicht in der Lage sieht, ist fehl am Platze. Dies kann man, nein, muß man auch einmal in aller Deutlichkeit so sagen. Jogginghosen und Ähnliches gehören nicht auf eine Gedenk-, ja eigentlich auf gar keine Veranstaltung des Widerstandes.
Alle internen Auflagen und Verhaltensregeln können hier noch einmal nachgelesen werden:
http://www.dresden-gedenken.info/2017/12/28/auflagen-rules/
Wie motiviert ihr euch selbst jedes Jahr aufs Neue, die immense Arbeit auf euch zu nehmen, die Veranstaltung zu organisieren?
Die Motivation liegt in unserer Verpflichtung! Wir alle sind Glieder einer durch Blut und Schweiß geschmiedeten Ahnenkette, von der wir uns nicht lossagen können und wollen. Wir sind es denen schuldig, die für uns litten, sie gegen alle Angriffe der Geschichtsfälscher und Deutschlandhasser zu verteidigen. Die Toten von Dresden mahnen uns! Ihr Opfer ist unser Auftrag!
Vielen Dank für das Gespräch!
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