Zahlungsausfälle…

Die erste Yacht eines russischen Oligarchen kommt offenbar zur Zwangsversteigerung. Das Luxus-Gefährt soll ungefähr 70 Millionen Euro wert sein. Der Eigner hat es unter anderem durch einen Kredit von etwas über 20 Millionen finanziert, was angesichts des vermuteten Wertes eher ein geringer Anteil ist. Aber er kann die Zinsen dafür zur Zeit nicht begleichen. Nicht, weil er kein Geld hat. Das hat er wohl – wie die meisten Oligarchen – überreichlich. Er kann es nur nicht an die Bank, der die Zinsen zustehen, transferieren, weil Rußland vom Bankensystem des Westens ausgeschlossen ist.

Also wird das Schiff zwangsversteigert.

Bei so was kommt üblicherweise nur ein Bruchteil des realen Wertes heraus. (Zumal, der Markt für Luxus-Yachten dieser Kategorie ist ein wenig eng. Allein die Betriebskosten verschlingen monatlich mehr, als der Normalverdiener in seinem ganzen Leben an Geld sieht….)

Man muß nicht unbedingt Sympathien für superreiche Oligarchen haben, um so was als eine Art von staatlich legitimiertem Diebstahl zu betrachten.

Noch extremer ist der Umstand, daß die Agentur „Moodys“ Rußland für zahlungsunfähig erklärt, weil aufgrund des erwähnten Abnabels des westlichen Bankensystems Zinsen für russische Staatsschulden nicht beglichen werden können.

Rußland gehört zu den Ländern mit den größten Devisenreserven. Allerdings ist ungefähr die Hälfte davon – bei vierhundert Milliarden Euro! – im Westen aufgrund der Sanktionen „eingefroren“. Um das mal in eine Relation zu setzen: Das „Sondervermögen“, genauer genommen die neuen Schulden, um die Bundeswehr halbwegs einsatzfähig zu machen, liegt bei einem Viertel dieser Summe…. – Und Rußland hat im eigenen Land, daher für den Westen nicht angreifbar, auch noch die Kleinigkeit der zweiten Hälfte seiner Devisenreserven, sprich weitere vierhundert Milliarden! Allerdings kann man das derzeit nicht überweisen…. Beziehungsweise, richtiger gesagt: Rußland hat die infragestehenden 100 Millionen US-Dollar für taiwanesische Versicherungsunternehmen zwar überwiesen, aber das empfangene Geldinstitut hat aufgrund von Sanktionen das Geld nicht an die letztlichen Empfänger weitergeleitet. Berechtigterweise sagte daher Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag, Russland habe die im Mai fälligen Anleihezahlungen geleistet. Die Tatsache, dass sie vom Clearinghaus Euroclear wegen der westlichen Sanktionen gegen Russland blockiert worden seien, sei „nicht unser Problem“.

„Zahlungsunfähigkeit“ ist damit ein sehr, sehr relativer Begriff!

Die Nachricht von „Moodys“ Einschätzung ist also recht irrelevant; weil erstens Rußland durchaus zahlungsfähig ist, ja, sogar gezahlt hat, und weil zweitens die Geschädigten, wenn die Zinszahlungen ausbleiben, im Westen sitzen. Für die ist es ein Schuß ins eigene Knie. Sie können sich ja bei ihrer Regierung in Taiwan beschweren. Solange Taiwan noch eine eigene Regierung hat und nicht möglicherweise irgendwann mal von China geschluckt wird wie die Krim von Rußland…

Die Berichte zeigen übrigens auch wieder einmal die Unstimmigkeit auf, die in den meisten westlichen Medien herrscht. Einerseits wird immer wieder und gern geklagt, daß „wir“ den Krieg der Russischen Föderation finanzieren, indem wir deren Rohstoffe kaufen; und auf der anderen Seite wird versucht, die Wirksamkeit der Sanktionen herbeizuphantasieren, indem daraus nun eine „Staatspleite“ Rußlands werden soll.

Statt einer russischen Staatspleite ist das wohl eher eine Glaubwürdigkeitspleite westlicher Politik und westlicher Medien!

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