Schaden oder Nutzen?!

Nach dem Bekanntwerden eines Treffens u.a. mit dem Kopf der
„Identitären Bewegung“, Martin Sellner, bei der darüber beraten wurde,
wie die Forderung von Olaf Scholz nach verstärkter Abschiebung legal
umgesetzt werden könnte, gab es große Empörung. Nicht über Olaf Scholz,
der den Anstoß gegeben hat. Sondern über Sellner, über ein paar einzelne
AfD-Funktionäre und nicht zuletzt über ein paar einzelne CDU-Mitglieder.
Ach nein, die Teilnahme von letzteren wurde ganz überwiegend vornehm
verschwiegen… Ist schon lustig, wie manipulativ die zu dem Zeitpunkt
fast zwei Monate alte Recherche von „Correctiv“ ausgeschlachtet wurde,
wobei praktischerweise die andauernden Bauernproteste medial
ausgeblendet werden konnten.

Am Wochenende 20./21. Januar rollte nun eine Protestwelle durch
Deutschland. Sogar bei unserer Demonstration im provinziellen Spremberg
war sie zu bemerken: Uns standen rund hundertfünfzig Gegendemonstranten
gegenüber. (Die polizeiliche Angabe von 300 ist maßlos übertrieben; es
waren gerade mal halb so viele, aber auch nur mit Mühe!)

Andernorts waren es deutlich mehr. In der Gesamtzahl sollen am
Wochenende ca. 900.000 (neunhunderttausend) Menschen „gegen rechts“,
gegen die AfD oder „gegen Hass und Hetze“ oder wie immer es formuliert
war demonstriert haben. Es mag die eine oder andere Zahl übertrieben
gewesen sein. Aber daß es eine ganze Menge waren, ist unbestreitbar. Und
auch die Woche über ging diese Demonstrationswelle weiter, in mehreren
Städten, mit Teilnehmerzahlen, die manchmal in die Tausende gingen,
manchmal sogar in die Zehntausende.

Und als dann in einer Meinungsumfrage die AfD anderthalb Prozent weniger
hatte als bei vorherigen Umfragen (allerdings anderer Institute!), brach
in der gleichgeschalteten Presse großer Jubel aus. Daß die übliche
Schwankungsbreite bei Umfragen nicht nur anderthalb, sondern bis zu
zweieinhalb Prozent beträgt, wollte da keiner mehr so genau wissen.
Demos wirken! Vor allem solche von regierungstreuen Kräften gegen die
Opposition.

Hat sich kurz vor Ende der SED-Herrschaft auch die DDR-Führung gedacht.
Denkste! Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst….
(Hoffentlich muß ich für den Satz jetzt nicht GEMA-Gebühren bezahlen.
Und wenn dies eine wissenschaftliche Arbeit wäre, wäre ich verpflichtet
zu erwähnen, daß das der Teil eines Titels eines Liedes von Juliane
Werding ist. Sonst würde mir der Doktorgrad aberkannt. Aber für einen
simplen Artikel gäbe es sowieso keinen Doktorgrad….)

Es gibt aber hin und wieder noch Journalisten, die nicht in den
allgemeinen Jubel (oder die allgemeine Ablehnung) einfallen, sondern
sich einen eigenen Kopf machen und unbequeme Fragen stellen. So einer
von der BERLINER MORGENPOST. Dessen Zeitung gab auf sein Betreiben hin
eine Meinungsumfrage in Auftrag. Das Institut war Civey. Befragt wurden
mit einem online-Fragebogen etwas über 5.000 repräsentativ ausgewählte
Menschen.

42 Prozent davon sahen durch die Demonstrationen die AfD „eher gestärkt“
oder gar „eindeutig gestärkt“. Nur 28 Prozent glaubten, die AfD würde
dadurch „eher geschwächt“ oder gar „eindeutig geschwächt“. 27 Prozent
waren unentschlossen. Und was die fehlenden 3 Prozent dazu gedacht
haben, wurde nicht berichtet.

In Mitteldeutschland ist der Effekt noch erkennbarer. Dort meinten 50
Prozent, die AfD sei durch die Proteste „eindeutig oder eher gestärkt“.
Es gibt in Mitteldeutschland halt noch deutlich mehr Menschen als im
Westen, die sich an die Manipulationen im „real existenten Sozialismus“
erinnern. Und so nimmt es kaum Wunder, daß der AfD für die Landtagswahl
in Sachsen derzeit 35 Prozent prognostiziert werden, für die in
Thüringen 31 Prozent und für die in Brandenburg 28 Prozent.

Vielleicht sollten die gutmenschlich motivierten Demonstranten mal ihren
Goethe lesen. „Ich bin die Kraft, die stets das Böse will und doch das
Gute schafft!“ – Aber nein, Goethe ist ja altes deutsches Kulturgut, das
ist eher nazi und bäh!

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