Der schöne Spruch aus dem Sketch „Dinner for one“ ist höchst erheiternd, wenn der Butler fragt: „Same procedure as last year, Miß Sophie?“ und Miß Sophie antwortet: „Same procedure as every year, James!“

Nicht so erheiternd ist es, wenn man jedes Jahr mit behördlicher Verarschung zu tun hat. Um es sprachlich ein wenig klarzustellen: Wir reden hier nicht davon, daß wir oder sonstwer irgendeine Behörde verarscht hätte, sondern umgekehrt die Behörden den politisch aktiven Bürger.

Die Rede ist von Merseburg, wo sich offenbar vor allem beim Ordnungsamt erkennbare Reste stalinistischer politischer Mißwirtschaft und Willkür gehalten haben. Wo man auch nunmehr fast 26 Jahre nach dem Mauerfall wohl zu ignorieren scheint, daß es für jede Behörde die Verpflichtung gibt, politisch neutral zu sein und vor allem sich an die Gesetze zu halten.

Zwei Demonstrationen, die in Erinnerung an den Arbeiteraufstand von 1953 für Sonnabend, den 20. Juni, in der früheren Stadt der mittelalterlichen Zaubersprüche angemeldet waren, wurden massiv beeinträchtig. Das Recht patriotisch gesinnter Bürger – teilweise von der Partei DER III. WEG, teilweise von der Partei DIE RECHTE, vereinzelt auch von der NPD und natürlich viele ungebunden-parteifreie Kräfte – wurde kaltschnäuzig ignoriert.

Immerhin war die Anmeldung von gleich zwei Demonstrationen statt wie im letzten Jahr nur einer insofern erfolgreich, als sie die Behörden vor vermehrte Probleme stellte. Die eine Demonstration schaffte daher mit einer Wegstrecke von ziemlich genau tausend Metern gut doppelt so viel wie im letzten Jahr, während die andere mit einer Wegstrecke von etwa fünfhundert Meter zumindest das letztjährige Ergebnis egalisieren konnte.

Auffällig war auch der Umstand, daß die Zahl der Gegendemonstranten erkennbar im Sinken begriffen ist. (Ein Effekt, den wir immer wieder dort erleben, wo wir in ein und der selben Stadt regelmäßig demonstrieren. Die vielgerühmte Zivilgesellschaft verschleißt ihre Kräfte offenbar rasch, und die militant-autonom linke Szene mag sich allein auch nicht so gern präsentieren, weil ihnen vielleicht bewußt ist, daß sie mit ihrem heruntergekommenen Äußeren, bunten Haaren, zerlumpter Kleidung und so weiter eher als Bürgerschreck wirken und daher gut daran tun, sich in einer möglichst großen Masse von „Normalos“ zu verstecken.

Nun, genau wie letztes Jahr nach einer Demonstration aus gleichem Anlaß wird es auch dieses Jahr wieder eine Fortsetzungsfestellungsklage sowohl gegen das Ordnungsamt des Landkreises als auch gegen die sachsen-anhaltinische Polizei geben. Same procedure as last year…. Mit dem kleinen Unterschied, daß das zuständige Verwaltungsgericht über die letztjährige Klage noch nicht entschieden hat. Würde die arme Miß Sophie so lange darauf warten müssen, daß ihr getreuer Butler James die besagte Prozedur zelebriert, wäre sie wahrscheinlich „not amused“.

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