Patriotische Selbstverständlichkeit?

Das Wort Patriotismus ist ein wenig unmodern geworden. Bestenfalls macht es den Eindruck, es sei „aus der Zeit gefallen“. Schlimmstenfalls schäumen Gutmenschen und Globalisten, daß das doch nun rechts sei, aber
wirklich so was von rechts!

Aber besondere Zeiten erfordern auch besondere Maßnahmen – oder eine besondere Wortwahl. Das hat sich wohl CSU-Generalsekretär Markus Blume gedacht. Er deklarierte eine Impfung gegen Corona zur „patriotischen Selbstverständlichkeit“.

Dann wollen wir uns mal ein wenig mit „Selbstverständlichkeiten“ befassen.

Unser Bundesgesundheitsminister Jens Span, der rein beruflich vom Bankenwesen vielleicht deutlich mehr versteht al vom Gesundheitswesen, hat dafür gesorgt, daß für diese Grippesaison die Rekordmenge von 26
Millionen Impfstoffdosen gegen Influenza bereitstand. Als ich mich Mitte Oktober anläßlich eines routinemäßigen Arztbesuchs ganz nebenbei auch gegen Influenza impfen ließ, erzählte mir die Laborantin: „Wir haben schon fast keinen Impfstoff mehr in unserer Praxis; in anderen Jahren reicht er bis weit in den Dezember hinein.“ Auch verschiedene Medienberichte erwähnten, daß zumindest in einigen Regionen der Stoff begehrter als in Vorjahren war und knapp werde.

Die Corona-Angst vieler Menschen hat – wohl auch, weil systematisch geschürt – offenbar gewirkt: Es haben sich gegen Grippe mehr Menschen impfen lassen als jemals zuvor. Sie dachten sich wohl, wenn ich mir beide Viren gleichzeitig einfange, multipliziere ich meine Chance, daran zu sterben.

Auf der anderen Seite, 26 Millionen Impfdosen bei 83 Millionen Einwohnern, damit ist nicht mal jeder Dritte geimpft!

Im Gesundheitswesen und in der Altenpflege sah es in früheren Jahren besser aus: Da war es etwa die Hälfte der Beschäftigen, die sich der Grippeimpfung unterzogen haben. Den Ablauf habe ich mir mal von einem
examinierten Altenpfleger aus dem Kameradenkreis erzählen lassen. Meine Frage: Wie hat es die Einrichtung, in der du gearbeitet hast, damit gehalten? Seine Antwort: Uns wurde eine Impfung empfohlen. Meine
Nachfrage: Nur empfohlen, oder war das eine dienstliche Anordnung, eine Pflicht? – Nein, keine Pflicht, nur eine Empfehlung. – Und hat später dann irgendwer nachgeprüft, ob dieser Empfehlung gefolgt worden ist? –
Nein, man hatte sich mit der Empfehlung begnügt. Also keine patriotische Selbstverständlichkeit…. Und das bei 25.000 Grippetoten in der Saison 2017/2018, von denen fast alle ein ähnliches Alter hatten wie der
Durchschnitt der an oder mit Corona Verstorbenen….

Na schön. Daß Menschen an Grippe sterben, daran hat man sich gewöhnt, vor allem, wenn es größtenteils Menschen sind, deren verbleibende Lebenserwartung ohnehin eher recht gering ist….

Gegen Corona möchte man massiver vorgehen. Übrigens sogar mit einer gewissen Erfolgsaussicht: Knapp ein Viertel der „repräsentativ Befragten“ bekunden, sich impfen lassen zu wollen, sobald ein Impfstoff
zugelassen ist. Andere sind grundsätzlich für eine Impfung, möchten aber lieber noch mal abwarten, ein paar Monate oder gar ein bis zwei Jahre, um zu sehen, wie es dann den ersten Geimpften geht. Insgesamt soll die
Zahl der – früher oder später – Impfwilligen bei 69 Prozent liegen.. Das wären dann schon bei 57 Millionen und damit gut doppelt so viele wie die maximal 26 Millionen, die gegen Grippe geimpft werden können, wenn der vorhandene Impfstoff bis auf die letzte Dosis verwendet wird.

Recht erstaunlich, wenn man daran denkt, daß zwei der drei derzeit aussichtsreichsten Kandidaten für einen Impfstoff auf mRNA-Technik basiert. Die ist nämlich vollkommen neu. Mit anderen Worten: Noch nicht
verläßlich erprobt. Zu Risiken und Nebenwirkungen fressen Sie die Packungsbeilage oder schlagen Sie Ihren Arzt oder Apotheker! – Ach nein, letzteres lieber doch nicht: Es ist unsozial, Leute zu schlagen, die als Arzt oder Apotheker der Menschheit nur helfen wollen; und strafbar wäre es obendrein auch noch! Also begnügen Sie sich bitte damit, die Packungsbeilage zu fressen. Guten Appetit!

Wenigstens ein dritter Impfstoff basiert auf der bisher bekannten und auch bewährten sogenannten Vektor-Technik. Während allerdings die Hersteller der mNRA-Impfstoffe Wirksamkeitsquoten von etwa 95 Prozent
versprechen, soll der Vektor-Impfstoff von Astrazeneca nur bei ungefähr 70 Prozent liegen. Das ist zwar immer noch besser als bei einer Grippe (wo er mit durchschnittlich 50 Prozent veranschlagt wird), aber um die
berühmt-berüchtigte Herdenimmunität zu entwickeln, müßten sich bei 70 Prozent Wirksamkeit fast alle Menschen impfen lassen. Was trotz allen Patriotismus illusorisch ist. Oder möglicherweise gerade bei Patrioten, weil das oftmals Menschen sind, die ein wenig kritischer denken als der
Rest….

Also wird es mit einer Worthülse Herrn Blume schwerfallen, gerade diese Zielgruppe zu erreichen.

Trotzdem, die sogenannte Krise bringt immer schönere Blüten zustande – zumindest verbal. Patriotismus scheint eine Renaissance zu erleben. Wirtschaftsminister Peter Altmaier meinte, Einkaufen können auch
patriotisch sein!

Wie lange mag es dauern, bis einem Vertreter der Rentenversicherung der böse alte Satz vom „sozialverträglichen Frühableben“ einfällt? Geprägt wurde der Begriff, der es 1998 zum „Unwort des Jahres“ brachte, von dem damaligen Ärztekammerpräsident Karsten Vilmar. Wörtlich sagte er mit Blick auf die damals erörterten Einschränkungen im Gesundheitssystem: „Dann müssen die Patienten mit weniger Leistung zufrieden sein, und wir müssen insgesamt überlegen, ob diese Zählebigkeit anhalten kann, oder ob wir das sozialverträgliche Frühableben fördern müssen.“

In seinem eigenen Fall hat er solche Überlegungen offenbar abgelehnt: Herr Vilmar befindet sich mit nunmehr 90 Jahren noch unter den Lebenden.

Wenn jetzt also sich-impfen-lassen zur patriotischen Selbstverständlichkeit werden soll und wenn Konsum gleichfalls patriotisch sein soll, dann ist letztlich recht offen, wozu dieser altehrwürdige Begriff noch genutzt wird!

DIE RECHTE/Bundesverband. 

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