Ordnung muß sein!

von Christian Worch

Die mediale und behördliche Jagd nach tatsächlichen oder vermeintlichen Rechtsterroristen bekommt bisweilen bizarre Züge. Allerdings mag das auch daran liegen, daß angebliche oder glücklicherweise verhinderte Rechtsterroristen manchmal etwas seltsame Vorstellungen entwickeln.

Dieser Tage hat die Generalbundesanwaltschaft Anklage gegen ein gutes halbes Dutzend Männer einer Gruppe namens „Revolution Chemnitz“ erhoben. Diese wolten nach den Ermittlungsergebnissen am 3. Oktober letzten Jahres in Berlin einen Terroranschlag begehen und ihn den Linken in die Schuhe schieben, um einen Bürgerkrieg auszulösen. Eine Vorstellung, die ein klein wenig größenwahnsinnig erscheint. Aber immerhin, es soll Pläne gegeben haben, Waffen zu kaufen; ja, es soll dafür sogar schon Geld gesammelt worden sein. Nur mit dem tatsächlichen Ankauf solchen Geräts haperte es kurz vor dem vorgesehenen Anschlagstermin noch ein wenig. Was an realen Waffen bei „Revolution Chemnitz“ vorhanden war, war ein einsames Luftgewehr. Terroristen mit Luftgewehr! Ungeheuer!

Noch phantasiereicher als „Revolution Chemnitz“ sollen allerdings Leute von „Nordkreuz“ gewesen sein.

Die meisten von denen waren oder sind Polizisten oder Soldaten; darunter nicht weniger als vier Angehörige (drei frühere und ein aktiver) der polizeilichen Eliteeinheit SEK. Und gut ausgerüstet gewesen sollen sie auch sein. Die drei Polizisten beispielsweise sollen über viele Jahre hinweg die Kleinigkeit von zehntausend Schuß Munition aus Polizeibeständen „abgezweigt“ und untereinander verteilt haben. Auch eine Maschinenpistole sollen sie unterschlagen haben. Das ist nicht so ganz ohne.

Anders als bei „Revolution Chemnitz“ gab es allerdings offenbar noch keine konkreten Pläne, mit Waffen und Munition irgendwas Illegales anzustellen, wenn man davon absieht, daß schon die Beschaffung und der Besitz als solches illegal ist. „Nordkreuz“ besteht aus sogenannten „Preppern“. Das Wort leitet sich vom englischen „to prepare“ ab, vorbereiten oder sich vorbereiten. „Prepper“ sind Leute, die mit dem Weltuntergang rechnen und sich darauf vorbereiten. Sei es durch einen Atomkrieg, durch die Landung militanter Marsmännchen in schwerbewaffneten Fliegenden Untertassen, durch eine Zombie-Apokalypse oder den Zusammenbruch staatlicher Gewalt aufgrund von Flüchtlingswellen, islamischen Anschlägen oder was auch immer.

Manche „Prepper“ beschränken sich recht harmlos darauf, ein paar Säcke Reis und einige hundert Konservendosen einzulagern, damit sie sich noch versorgen können, wenn aufgrund chaotischer, anarchischer Verhältnisse die Supermärkte geplündert sind und kein Nachschub an Verpflegung zu erwarten ist. Andere meinen, ihre diesbzeüglichen Vorräte dann auch verteidigen können zu müssen, wozu Dinge wie zehntausend Schuß Munition und Maschinenpistolen hilfreich sein könnten. Und mindestens einzelne Angehörige von „Nordkreuz“ hatten vielleicht auch die Vorstellung, in der von ihnen für früher oder später erwarteten chaotischen Situation ein paar mißliebige Leute umzubringen.

Die Ermittlungsbehörden meinen jetzt, Anzeichen dafür zu haben, daß das nicht nur eine vage Überlegung war, sondern eine vielleicht doch konkretere Vorstellung. Das nunmehr bekanntgewordene Anzeichen dafür ist, daß aus diesen Kreisen heraus zweihundert Leichensäcke sowie Löschkalk bestellt worden ist. (Löschkalk verwendet man für Massengräber, damit die Leichen nicht so gut faulen, was ja schließlich über das Grundwasser zu Seuchengefahr führen kann.)

Das ist echte deutsche Gründlichkeit, das ist Sauberkeit und Ordnung! (Laut Oskar Lafontaine „deutsche Sekundärtugenden, die auch geeignet sind, ein Konzentrationslager zu betreiben“.)

Man sollte überlegen, ob der Deutsche Bundestag nicht ein Gesetz erläßt, daß Terroristen – gleich welcher Couleur und weltanschaulicher oder religiöser Ausrichtung – verpflichtet werden, eine der Zahl ihrer beabsichtigten Opfer angemessene Menge an Leichensäcken vorzuhalten! Verstöße gegen diese Vorschrift sollten als Ordnungswidrigkeit geahndet werden, da in diesem Fall mit schwerwiegender Umweltverschmutzung zu rechnen ist. Da die islamischen Bestattungsriten anders sind als in unserem Kulturkreis, könnte man für islamisch geprägte Terroristen eine Ausnahmeklausel einführen: Statt regulärer Leichensäcke müßten die dann halt nur weiße Tücher vorhalten, wie man sie in ihrem Kulturkreis für Beisetzungen benutzt.

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