von Oliver Kulik
So lautet der Name eines Potsdamer Theaterprojektes, das sich mit den so genannten „NSU-Morden“ beschäftigt. Das Stück, „Mit Tötungsdelikten ist zu rechnen“, das am vergangenen Samstag am Potsdamer Hans Otto Theater uraufgeführt wurde, soll nach Medienberichten die Strukturen und die dichter werdende Vernetzung der „rechten Szene“ aufzeigen und jeden Einzelnen in der Gesellschaft zum Nachdenken aufrufen.
Denken wir also doch mal nach:
Noch keine rechtskräftige Verurteilung der letzten Überlebenden des so genannten „NSU-Trio“, namentlich Frau Zschäpe, vorliegend, mithin also noch nicht „ausermittelt“, entdecken windige Spielleiter, wie sie ihre staubigen und nur noch schwach frequentierten Säle mit Gästen füllen, und ganz nebenbei kräftig Kasse machen können…
Kasse macht parallel dazu auch eine andere Nummer – nur noch hollywood-reifer:
„Argo“, mit Ben Affleck in der Hauptrolle, heißt dieses Stück.
Darin geht es um die am 4. November 1979 erfolgte Festsetzung von unmerklich über 50 US-amerikanischen Diplomaten in Teheran durch mehrere Hundert iranische Studenten und einer sich daran anschließenden „Befreiungsaktion“ („Canadian Caper“) der CIA von einer Handvoll Diplomaten, denen es gelungen ist, Zuflucht in der kanadischen Botschaft in Teheran zu nehmen. Ausgestattet mit falschen kanadischen Pässen gelingt es dem Film-Helden Affleck natürlich auch, die 6 legendierten Diplomaten wohlbehalten in Richtung „Freiheit“ zu bringen…
Was diese „Sendung mit der Maus“ dem Konsumenten verschweigt, ist ein ganz kleines, aber nicht unwichtiges Stück Vor- und Nachgeschichte:
Erreichen wollten die jungen, hoffnungsvollen Menschen mit der Festsetzung der US-amerikanischen Diplomaten die Auslieferung des von ihnen so verhassten Schah Mohammad Reza Pahlavi, der sich nach New York abgesetzt hatte.
Wenngleich man fremde Botschaftsgelände, bei denen es sich immer um das Territorium eines anderen Landes handelt, nicht besetzen sollte, mag man darin die Reaktion mutiger iranischer Studenten aus der Gruppe „Studenten, die der Linie des Imam folgen“ auf die Missachtung der verletzten Gefühle ihres Volkes in der damaligen revolutionären Zeit sehen.
Schließlich, auch das wird dem Verbraucher vorenthalten, wurden alle US-Botschaftsangehörigen nach 444 Tagen am 20. Januar 1981 unversehrt freigelassen.
Vereinzelt gibt es Thesen, weshalb es den Vereinigten Staaten nicht gelingen wollte, ihre Diplomaten im Zeitstrahl früher nach Hause zu holen: Eine davon ist hochpolitisch. Befanden sich der damalige Präsident Jimmy Carter und der Cowboy Ronald Reagan im Wahlkampf. Letztlich ist Carter unterlegen und Reagan konnte die „Befreiung“ der „Geiseln“ für sich als Erfolg verbuchen.
So also wird Geschichte geschrieben.
Ein Sozialismus nationaler Ausprägung bedingt stets, auch andere Völker, Kulturen und ihre Geschichte zu achten. In dem heute auch in der Bundesrepublik Deutschland derartige Filme ausgestrahlt werden, lassen wir als Deutsche jeglichen Respekt vor den damaligen Revolutionären in der heutigen Islamischen Republik Iran vermissen.
Der Film, den ich mir selbst auf DVD angeschaut habe, ist daher nicht zu empfehlen.
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