Die damalige Familienministerin Manuela Schwesig, ihres guten Aussehens wegen von Spöttern auch gelegentlich als Küsten-Barbie bezeichnet, erzählte uns vor ein paar Jahren, Linksextremismus sei ein aufgebauschtes Problem. Das war noch vor den heftigen G-20-Krawallen in Hamburg. Seither hat man vergleichbare Äußerungen von Frau Schwesig wohl nicht mehr gehört; aber immerhin, ihre frühere Einschätzung ist nicht ganz in Vergessenheit geraten.
Dann schauen wir mal, was in der Sylvesternacht im Leipziger Stadtteil Connewitz so geschehen ist. Da gab es Krawalle, die inzwischen schon als traditionell bezeichnet werden müssen. Allein durch die Gewöhnung ist das wohl schon kein großer Aufreger mehr und wird eher als eine Art örtlicher Folklore betrachtet. Allerdings war es diesmal ein wenig anders.
Unter die vielleicht tausend Feiernden, die man wohl allein aufgrund ihrer Anwesenheit als mindestens stillschweigende Sympathisanten der Gewalttäter betrachten muß, mischten sich auch Banden offenbar sehr erfahrener Straßenkämpfer. Sie griffen kurz nach Mitternacht gezielt mit Pyrotechnik, Böllern und Stein- oder Flaschenwürfen die Polizei an. Dabei wurde einem Beamten zunächst der Helm vom Kopf gerissen und er dann derart attackiert, daß er das Bewußtsein verlor und offenbar auch in einen lebensbedrohlichen Zustand geriet. Eine Notoperation war erforderlich, um ihn zu retten.
Erst etwa zwei Stunden später wurde der Tatort zwecks kriminaltechnischer Spurensicherung abgesperrt. Die Vermutung liegt nahe, daß man gewartet hat, bis die Menge von Feiernden und Gewalttätern – im Polizeijahrgon als „Gemengelage“ bezeichnet – sich von selbst zerstreut hatte. Das nennt man wohl Deeskalation. Daß es zu Lasten der Beweissicherung gehen kann, steht dann auf einem anderen Blatt.Hauptsache, die Linken und ihr Umfeld bitte nicht zu hart anfassen! Sie sind ja schließlich nützlich, wenn es „gegen rechts“ geht.
Während die Ermittler zuerst von versuchtem Totschlag ausgingen, was juristisch ja immerhin auch „eine Hausnummer“ ist, wurden im Laufe des Neujahrstages weitere Einzelheiten über den Tathergang bekannt, die dazu führten, daß die Staatsanwaltschaft nunmehr von „versuchtem Mord“ ausgeht. Neudeutsch nennt man so etwas ein „upgrade“.
Insgesamt zehn Personen mutmaßlich aus der linken Szene wurden festgenommen; drei davon wurden nach kurzer Zeit wieder aus dem polizeilichen Gewahrsam entlassen, was mit den anderen sieben – fünf Männer, zwei Frauen – ist, wissen die Medien noch nicht zu berichten.
Während es seit dem Sommer und dem Mord an Regierungsdirektor Dr. Lübcke geradezu Standard ist, vor nicht nur rechter Gewalt, sondern sogar vor rechtem Terror zu warnen, hat sich wenige Minuten nach Beginn des neuen Jahres die radikal linke Szene eindeutig in Führung begeben. Es ist nichts davon bekannt, daß in der Neujahrsnacht von irgendwelchen Rechten versuchter Mord, versuchter Totschlag oder auch nur schwerwiegende Körperverletzungen verübt worden sind.
Aber vielleicht betrachtet Frau Schwesig die Ausweitungen der Ermittlungen auf versuchten Mord ja auch nur als eine Art von Aufbauschen. Lokale Linke wie die Stadtverordnete und Landtagsabgeordnete Juliane (Jule) Nagel beklagten bisher eher Gewalt von Seiten der Polizei, die Unbeteiligte beiseitige geschubst oder gar überrannt hatte, als Gewalt gegen die Polizei, die in einem Fall beinahe tödlich geendet wäre… Das Stichwort vom „Aufbauschen“ ist in dem Zusammenhang noch nicht gefallen, aber was nicht ist, kann ja noch kommen.
Dem beinahe tödlich verletzten 38-jährigen Polizisten ist zu wünschen, daß er die schwere Kopfverletzung ohne bleibenden Schaden überlebt.
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