Giorgos Katidis ist Grieche und 20 Jahre jung. Außerdem ist er ein sehr guter Fußballspieler. Das merkt man daran, daß er Mittelfeldspieler im Erstliga-Verein AEK Athen ist. Außerdem ist er griechischer Nationalspieler.
Nein, pardon: Er WAR griechischer Nationalspieler. Denn der griechische Fußballverband hat ihn für den Kader der Nationalmannschaft gesperrt. Lebenslang. Wegen eines Hitlergrußes.
Zu dem Zwischenfall kam es, als Katidis in einem Erstliga-Spiel vier Minuten vor Abpfiff das Tor schoß, das seiner Mannschaft dann mit 2 zu 1 den Sieg sicherte. Vor Freude riß er sich erst das Trikot vom Leib, rannte dann auf die Tribüne zu und machte einen Hitlergruß, der nach den vorliegenden Pressebildern recht zackig ausfiel.
Katidis selbst erklärt, er habe mitnichten eine politische Geste machen wollen, sondern damit einem Freund auf der Tribüne zugewinkt. Der Trainer seines Vereins vertrat die Ansicht, der junge Mann habe möglicherweise die Bedeutung der Geste nicht gekannt, habe das vielleicht irgendwo im Internet mal gesehen und sich nichts dabei gedacht. Beides klingt nur bedingt nachvollziehbar.
Als Reaktion auf eine solche Geste einen Fußballer für den Rest seines Lebens (oder richtiger: den Rest seiner sportlichen Karriere) aus der Nationalmannschaft auszusperren, geht aber wohl irgendwo erkennbar zu weit. Zumal der Hitlergruß in Griechenland – anders als in der BRD – nicht verboten ist.
Dabei ist eines der Argumente im Zusammenhang mit dem bundesdeutschen Verbot von NS-Kennzeichen doch irgendwie sehr interessant. Das Motiv das Gesetzgebers, Hakenkreuz, Hitlergruß, Horst-Wessel-Lied (schon die Melodie ist verboten, auch ohne Text) und dergleichen aus der Öffentlichkeit zu verbannen, war das „damnatio memoriae“. Also der Versuch der Auslöschung von Erinnerung. Wenn aber der Plan des Gesetzgebers aufgegangen wäre, könnte in Deutschland wegen des Hitlergrußes niemand mehr bestraft werden, weil dann niemand mehr wüßte, daß das eben der Hitlergruß ist… In gewissem Sinne gleicht die Vorschrift dem Versuch einer Schlange, sich vom Schwanz her selbst aufzufressen. Trotzdem ist unwahrscheinlich, daß die Vorschrift im Zuge der sogenannten „europäischen Harmonisierung“ in der BRD verschwindet. Eher wird man wohl versuchen, sie auch in Griechenland und anderswo einzuführen. Der Fall Katidis könnte eine Art von Auftakt dafür sein.
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