Kindergarten!

Es war nicht unbedingt ein glanzvolles Jubiläum, das am Montag, dem 22. März, stattgefunden hat: Zum zwanzigsten Mal traf sich das von der Verfassung nicht vorgesehene „möchtegern-Corona-Kabinett“, die Runde von Kanzlerin Merkel und den 16 Landesfürstinnen und -fürsten.

Daß man diese gesetzlich nicht vorgesehene Kungelrunde für bedenklich hält, steht auf dem einen Blatt. Inzwischen aber hat sie schon fast eher komische Züge. Wenn es für die tiefe Spaltung in unserem Land noch eines weiteren Beleges bedürfte, dann liefern ihn die in der Runde vertretenen Spitzenpolitiker; und das nicht, weil sie währenddessen vielleicht twittern wie die Wilden, weil sie Candy-Crush auf dem Handy spielen oder weil sie, zu einem Sachthema befragt, erst einmal schlucken müssen, weil sie gerade dabei sind, einen Schokoriegel Marke „Duplo“ (auch bekannt als die längste Praline der Welt) zu essen. Wobei menschlich vielleicht verständlich ist, daß einer wie Gesundheitsminister Spahn bei so einer Mammut-Sitzung darauf achten muß, nicht unterzuckert zu sein: Zufuhr von Schokolade kann da hilfreich sein und sogar die Denkleistung fördern. Ob der Name des Schokoriegels dabei hätte genannt werden müssen oder ob das eher Schleichwerbung ist, sei mal dahingestellt. Das bißchen Geld, das ein Minister für solche Schleichwerbung möglicherweise abgreifen kann, sind doch eher die „Peanuts“ gegenüber den Chancen auf Vermittlung bei Maskengeschäften, Impfstoffen oder was sonst so für eine Pandemie gebraucht wird.

Besonders erheiternd war der Umstand, daß Kanzlerin Merkel, die schärfere Einschränkungen wollte als viele der Landesväter oder oder -Mütter, erst einmal eine Viertelstunde Pause wollte. Daraus wurden dann sieben Stunden, in denen man in kleineren Gruppen konferierte und sich in immer mehr Einzelheiten verstrickte. Oder sich stritt wie die Kesselflicker.

Und das Ergebnis?

Zwölf Stunden Beratung für zwei Tage Osterpause.

Wobei die genialen Konferenzteilnehmer noch nicht mal so unwichtige Kleinigkeiten bedacht haben wie die, ob der Gründonnerstag dann für dieses Jahr gesetzlicher Feiertag wird oder nicht. Mögliches Ergebnis: Der Sachbearbeiter im Homeoffice muß an dem Tag arbeiten; die Verkäuferin bei ALDI hat einen zusätzlichen bezahlten Urlaubstag; die Kassiererin an der Tankstelle, die ihren Job ja nun schlecht vom Homeoffice aus machen kann, aber wieder nicht. So geht Gleichbehandlung!

Aber auch andere mokieren oder amüsieren sich, je nach Seelenlage. Osterurlaub auf Malle inklusive „Eimersaufen“ geht, weil die Inzidenzzahlen dort so schön niedrig sind. Urlaub an Ost- oder Nordsee
geht aber nicht, obwohl in den Bundesländern Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern oder Niedersachsen die Inzidenzzahlen erkennbar unter 100 liegen, also niedriger als im Bundesdurchschnitt. Auch solche Seltsamkeiten muß man den Leuten draußen im Lande erst einmal erklären.

Und haben sich die MiniPräs nebst Kanzlerin, Vizekanzler und GesundheitsMini über irgendwas Konstruktives unterhalten? Haben sie sich die Frage gestellt, wieso das aus der EU ausgetretene Großbritannien es bisher geschafft hat, die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung mindestens
mit einer ersten Impfung gegen Corona zu versorgen, während die Impfquote bei uns irgendwo um 8 Prozent beträgt? Nein, zur Erklärung dieser Unstimmigkeiten muß ein Leitfaden für britische Besatzungstruppen aus dem Jahre 1944 herhalten. Damit wurden die Soldaten der damals baldigen Siegermacht für ihren Aufenthalt in Deutschland kulturell „sensibilisiert“, wie man es heute wohl sagen
würde. Inhalt in groben Zügen: „In Deutschland herrscht die Meinung vor, wir Briten seien schlecht organisiert. Tatsächlich aber ist es so, daß die Deutschen über-organisiert sind!“

Irgendein inzwischen wohl schon lange toter britischer Psychologe hat die Dinge treffend auf den Punkt gebracht. Und zwar nicht nur für seine Zeit, vor ungefähr 77 Jahren, sondern in geradezu prophetischer Weise auch für die Zeit rund ein Menschenalter später!

Auch ein anderer, schon viel länger toter Engländer hatte offenbar prophetische Gaben. William Shakespeare (1564 bis 1616) sah diese zwanzigste MPK voraus. Er schrieb eine Komödie: „Viel Lärm um nichts“. (orig: „Much adoe about Nothing“) Literaturwissenschaftler dürfen sich gern darüber streiten, ob das in diesem Zusammenhang eher als echte Komödie durchgeht oder als die Untergattung der Tragikomödie. Ob man darüber allerdings noch lachen kann, ist in jedem Fall eine andere Frage.

DIE RECHTE/Bundesverband.

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