Der SPD-Bundestagsabgeordnete Sebastian Edathy – geboren unter dem irgendwie nicht so ganz typisch deutsch klingenden Namen Edathiparambil – ist Vorsitzender einer der vielen NSU-Untersuchungsausschüsse. In diesem Fall des U-Ausschusses des Bundestages. Das ist zweifellos eine interessante Tätigkeit. Und möglicherweise macht man sich damit bei dem einen oder anderen Mitmenschen sogar unbeliebt. Zumindest kann man das glauben, wenn man davon ausgeht, daß hinter der eigentlichen „Zwickauer Zelle“ ein mehr oder minder gigantisches Netzwerk von Unterstützern stand.

Deshalb war auch rasch die Rede von einem Anschlag, als Edathys Briefkasten in die Luft flog. Oder, richtiger gesagt, nicht sein privater, sondern der an seinem Bürgerbüro, dessen Anschrift wohl ungleich viel leichter in Erfahrung zu bringen sein könnte als die der privaten Wohnung des Abgeordneten.

Nach Edathys eigenen Angaben muß es eine relativ brisante Ladung gewesen sein, die den Briefkasten zerstört hat, Teile davon sollen ein Stück in der Gegend herumgeflogen sein.

Lebenskundige Menschen wissen allerdings, daß wir uns nicht nur in der Vorweihnachts-Zeit befinden, sondern daß die Vorweihnachts-Zeit zugleich auch die Vor-Sylvesterzeit ist. Und auch wenn Böller erst ungefähr ab dem 27. oder 28. Dezember verkauft werden dürfen und wenn das Zünden solcher Sylvesterkracher nur in der Zeit vom 31. 12. mittags bis zum 1.1. morgens um 2.00 oder 3.00 Uhr erlaubt ist, finden vor allem Kinder und Jugendliche oftmals Mittel, sich frühzeitig in den Besitz solcher Krachmacher zu setzen. Wer Kinder hat oder sich eigener Kindertage erinnert, weiß, daß es ein beliebter Streich ist, angezündete Böller nicht einfach auf die Straße zu werfen, sondern vielleicht auch mal in Mülltonnen oder Briefkästen. Das kracht dann halt noch ein wenig lauter.

Deshalb wird es wohl niemanden verwundern, daß die Explosion von Stadthagen bei Hannover sich nach neusten polizeilichen Erkenntnissen als Einsatz eine China- oder Polen-Böllers erwiesen hat. Ob die Attentäter überhaupt schon strafmündig sind, ist bisher noch nicht geklärt.

Aber in einer Republik, in der aus stumpfen Lebkuchenmessern mörderische Waffen werden oder wo für Badeunfälle eine halbe Hundertschaft quasi uniformierter Skinheads verantwortlich gemacht wird, kann auch ein Sylvesterböller mal zum staatsgefährdenden Sprengkörper werden. Und wie jeder erfolgreiche Politiker weiß wohl auch Herr Edathy, wie wichtig es ist, im Gespräch zu sein und in den Medien namentlich genannt zu werden. Und sei es nur als Zielperson eines Kinderstreichs.

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