Florian Pronold hat ein Problem. Er ist Politiker, richtiger gesagt Landeschef der SPD in Bayern, und er ist nicht sonderlich bekannt. Das ist schlecht für ihn, vor allem im Freistaat Bayern, wo die CSU nach wie vor übermächtig ist und die SPD mit Mühe mal Ergebnisse von knapp unter 20 Prozent einfährt.

Da kam ihm wohl der Fall Hoeneß gelegen, um sich ein wenig zu profilieren und seinen Namen mal in verschiedenen Medien zu lesen. Hoeneß sei kein Vorbild mehr, denn Steuerflucht sei die schlimmste Form asozialen Verhaltens.

Nun hat der ausgebildete Bankkaufmann und spätere Volljurist Pronold in einer Beziehung recht: Steuerflucht oder richtiger Steuerhinterziehung (so lautet nämlich der Vorwurf gegen Ulli Hoeneß) ist asozial. Allerdings wohl nicht die schlimmste Form asozialen Verhaltens. Das dürfte die Verschwendung von Steuergeld sein; namentlich zur Stabilisierung des angeblich so „alternativlosen“ Euros; mit anderen Worten, ein Wohlstandstransfer der arbeitsamen und wirtschaftlich relativ gesunden Länder vor allem Nordeuropas zugunsten maroder südeuropäischer Länder. Und dafür ist nicht allein die von Frau Merkel geführte CDU/CSU/FDP-Regierung verantwortlich, sondern, weil der Euro so „alternativlos“ ist, auch die SPD-Opposition in genau dem Bundestag, dem der Bayer Pronold angehört. Da fällt einem vielleicht der Volksmund ein: „Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus; zünd‘ and’re an!“

Aber jetzt zu Ulli Hoeneß, der in jungen Jahren ein Weltklasse-Fußballspieler war und später erfolgreicher Trainer und Sportmanager und Vereinspräsident. Ihm wird vorgeworfen, legal verdientes und versteuertes Geld in die Schweiz geschafft zu haben, was an sich nicht illegal ist. Und da die Schweiz beim Euro-Wahn nicht mitmacht und noch immer ihren bewährten Franken als Währung hat, kann man das sogar gut verstehen. Illegal aber ist es, dortige Geldgewinne aus Spekulations- oder sonstigen Geschäften der deutschen Steuerbehörde gegenüber zu verschweigen. Genau darauf lautet der Vorwurf gegen den Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden von Bayern München.

An dem Vorwurf wird wohl was dran sein. Im März gab es einen Haftbefehl gegen Hoeneß, damals noch von der Öffentlichkeit unbemerkt, der gegen eine Kaution von nicht weniger als fünf Millionen Euro außer Vollzug gesetzt wurde. Hoeneß selbst hatte seinen Steuerberater Anzeige gegen sich wegen Steuerhinterziehung erstatten lassen. Solche Selbstanzeigen können – bei Nacherstattung von Steuern und Bußgeldern – strafbefreiend sein. Allerdings müssen sie frühzeitig genug kommen. Daß überhaupt ein Haftbefehl erlassen – wenn auch außer Vollzug gesetzt – worden ist, spricht dafür, daß der gute Mann den Ernst seiner Lage nicht rechtzeitig erkannt hat.

Wir wollen uns bei dieser Gelegenheit aber auch gern ein klein wenig Schadenfreude leisten. Nicht nur, weil Ulli Hoeneß bei anderen Gelegenheiten den gutmenschlichen Biedermann gegeben hat. Auch als „Kämpfer gegen rechts“ wollte er sich gern produzieren, zusammen mit dem Sänger Peter Maffay und dem Leiter von EXIT, Bernd Wagner.

Es ist doch befriedigend, daß Leute, die am liebsten alle Rechten hinter Gittern sehen würden, vielleicht in eine Lage kommen, in der sie selbst Erfahrungen mit so was sammeln dürfen. Vielleicht führt so etwas ja zu neuen Einsichten. Angeblich ist es das Merkmal höherer Wesen, daß sie aus Erfahrungen lernen können.

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