Ca. 130 Teilnehmer hatte die demonstration von DIE RECHTE in Soest am 9. März nach Polizeibericht. Eine gut doppelt so hohe Anzahl von Menschen wird derzeit trotz möglicherweise vorhandener politischer Überzeugung bestimmt nicht an einer Demonstration teilnehmen oder sonstwie öffentlich erkennbar hervortreten. Denn die Medien beglücken uns mit der Information, daß derzeit 266 „Neonazis“ per Haftbefehl gesucht werden und im Untergrund verschwunden sind, um sich eben der Verhaftung zu entziehen. „NSU“, man hört dir trapsen!

Müssen wir jetzt damit rechnen, daß demnächst wieder in Reihe Dönermänner, türkische Blumenhändler oder deutsche Polizistinnen erschossen werden?

Nein, ganz so akut ist die Gefahr wohl nicht; nur fünf von diesen 266 Personen werden wegen einer Gewalttat gesucht; gerade mal zwei Prozent. Das ist eher wenig.

Überhaupt ist schon merkwürdig, wegen welcher Delikte diese sogenannten „Neonazis“ zur Fahndung ausgeschrieben sind. Es sind nämlich nur 44 politisch motivierte Straftaten. Weniger als ein Fünftel der Zielgruppe. Die anderen werden wegen Fahrerflucht gesucht, weil sie für ihre Kinder keinen Unterhalt gezahlt haben oder aus vergleichbaren Gründen, die erstens völlig unpolitisch sind und zweitens auch eher wie Bagatellen wirken.

Was macht diese Leute dann zu „Neonazis“? Und wieso hat sich binnen eines Jahres die Zahl „untergetauchter Neonazis“ gut verdoppelt? Denn 2012 waren es nach Regierungsangaben nur 110. Sind anderthalb hundert von ihnen neu abgetaucht? Oder hat man einfach die Erfassungskriterien geändert, um sozusagen „Neonazis“ zu produzieren?Fast sieht es so aus!

Interessanterweise hat das Bundesamt für Verfassungsschutz nur 91 dieser 266 abgetauchten Menschen in seiner Datenbank erfaßt. Sind die Verfassungsschützer jetzt – angeblich wieder mal – auf dem rechten Auge blind? Oder sind die nicht erfaßten 175 „Neonazis“ so wenig nazistisch, daß der Verfassungsschutz sie nicht mal kennt? – Aber woher weiß man dann, daß es „Neonazis“ sind?

Kaum weniger interessant ist eine Aufgliederung dieser 91 Personen, die uns das beliebte Magazin SPIEGEL bietet. Fünf von ihnen gehören zur NPD. Neun sollen Verbindungen zur Kameradschaftsszene oder zum freien neonazistischen Spektrum haben. Vier haben angblich engen Kontakt zur rechtsextremistischen Musikszene, zwei gehören zur Skinheadszene. Soweit, so schön. Die Summierung dieser kategorisierten Menschen ergibt 20. 20 von 91. Darüber, aus welchen Gründen die anderen 71 – immerhin eine große Mehrzahl! – als Neonazis oder Rechtsextremisten gelten, wird nichts bekannt. Vielleicht sich in einem Leserbrief an die örtliche Zeitung über Zuwanderung beschwert? Mal einen Türken schief angeschaut? Eine Thor-Steinar-Jacke getragen? Mit 180 Sachen auf dem Standstreifen rechts überholt und danach die Fahrerflucht begangen? Die bundesweite Schweigeminute für die „NSU“-Opfer nicht eingehalten? Den falschen Sender eingeschaltet und „Böhse Onkelz“ oder gar „Landser“ gehört?

Es scheint, als würde hier wieder mal ein Luftballon aufgeblasen, um den multimillionenschweren „Krampf gegen rächtz“ zu rechtfertigen. Eine andere Erklärung für diese Zahl ist nicht zu sehen.

 

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