Ums Verrecken!

Es muß doch ums Verrecken möglich sein, einen bewaffneten Konflikt zwischen russischen Streitkräften und solchen der NATO herbeizuführen! Das ist wahrscheinlich nicht allein der feuchte Traum von Selenskij und seiner Ukraine-Regierung, sondern offenbar auch der so mancher Menschen aus der „westlichen Wertegemeinschaft“.

Die alte Seemacht Großbritannien hat dazu eine Idee. Man denkt dabei an einen Seekorridor, mit dem ukrainische Schiffe unter Schutz von bewaffneten Einheiten Englands und eventuell auch anderer „williger“ Staaten von Odessa aus das asowsche Meer verlassen können. So etwas ähnliches wie die berüchtigten „Flugverbotszonen“, in dem Fall eher eine Art von „Schwimmverbotszone“. Die Royal Navy soll dabei nicht allein von den Russen vermutlich ausgesetzte Seeminen unschädlich machen, sondern vor allem die russische Flotte auf Abstand halten; idealerweise mit westlichen Anti-Schiffs-Raketen, die inzwischen von dem kleinen, militärisch nicht gerade bedeutsamen Dänemark an die Ukraine geliefert werden.

Eine solche Konstellation ist fast schon eine Garantie für einen Schlagabtausch zwischen britischen (und eventuell anderen NATO-Einheiten) einerseits und den Russen andererseits.

Vielleicht deshalb klang der Gedanke nur einmal kurz in den Medien an und wurde dann nicht weiter ausgeführt. Das Publikum könnte auf Gedanken kommen, die nicht gerade erfreulich sind.

Aber warum wird eine solche potentielle Eskalation überhaupt auch nur erwogen?

Einmal ist da das humanitäre Problem, daß in der Ukraine ungefähr 20 Millionen Tonnen Weizen lagern, die derzeit nicht auf den Weltmarkt gebracht werden können. Eine solche Menge würde, grob geschätzt, reichen, um 60 Millionen Menschen für ein ganzes Jahr zu ernähren. Und wenn es nicht um eine Vollversorgung für Menschen in Hungerleiderstaaten geht, sondern nur um eine Ergänzung der dortigen, nicht wirklich ausreichenden Nahrungsmittelversorgung, könnten sie sogar für ein paar hundert Millionen hungriger Mäuler reichen. Und möglichst bald weg müssen sie auch; denn auf den fruchtbaren Böden der Ukraine reift eine neue Ernte heran, für die es derzeit keine Lagerstätten in Silos gibt. Was zum Verderb von lebenserhaltender Ware führen kann.

Aber vielleicht geht es den „Falken“ innerhalb der westlichen Wertegemeinschaft auch um einen anderen Aspekt.

Die Russen machen im Donbas langame, aber kontinuierliche Fortschritte. Für die Ukrainer bringt das das Problem, daß sie entweder ihre vorgeschobenen Stellungen räumen müssen (was mit beachtlichen Geländeverlusten verbunden wäre), oder Gefahr laufen, daß vielleicht 10.000 Mann ihrer schlagkräftigsten Fronttruppen eingekesselt und von allem Nachschub abgeschnitten werden würden. Bis die von westlichen Staaten in Aussicht gestellten „Schweren Waffen“ eintreffen, kann es noch recht lange dauern. Und ob sie überhaupt an die Front kommen, ist fraglich, wenn die Russen das Schienennetz bombardieren und Brücken zerstören oder gar imstande sind, die Waffentransporte direkt anzugreifen und zu „neutralisieren“, wie man es in der modernen Militärsprache gern nennt.

Da könnte dem einen oder anderen jener Fraktion, die der Meinung ist, die Ukraine MUSS gewinnen, Rußland MUSS verlieren, eine weitere Eskalation durchaus in den Kram passen. Nötigenfalls ums Verrecken. Wobei wir im schlimmsten Fall nicht vom Verrecken einiger tausend Soldaten sprechen, sondern möglicherweise wirklich unabsehbarer Mengen unschuldiger Zivilisten.

Aber die fragt in Kriegszeiten keiner.

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