In Deutschland, so meint Bundespräsident Gauck, sei Platz für mehr Menschen, natürlich aus dem Ausland. Und damit die Botschaft richtig ankommt, sprach er sie in Indien aus, einem bekanntlich sehr reich besiedelten Subkontinent. Schließlich leben da nicht weniger als etwa 1,2 Milliarden Menschen, also rund fünfzehnmal so viele wie in der BRD. Jede Menge Potential also, uns mit Fachkräften gleich welcher Art zu bereichern.

Der Ort für diese Äußerung war vielleicht ein wenig ungünstig gewählt. Es kann sein, daß Inder hierzulande im Moment keinen wirklich guten Ruf genießen. Oder Halb-Inder, um es genauer zu sagen. Ein Brandanschlag in Hamburg, der eine Mutter und zwei kleine Kinder das Leben kostete, wurde nicht, wie linksextreme Kreis vielleicht gehofft hatten, von bösen Neonazis begangen, sondern von einem 13-jährigen Deutsch-Inder. Und auch der SPD-Abgeordnete, pardon, der aus dem Deutschen Bundestag ausgeschiedene SPD-Mann Sebastian Edathy ist Deutsch-Inder und steht unter dem dringenden Verdacht, mit Kinderpornographie zu tun zu haben.

So was bringt halt schlechte Publicity.

Aber vielleicht geht Herr Gauck davon aus, daß der durchschittliche BILD-Zeitungsleser so was bald vergessen hat; spätestens bei Erscheinen der nächsten oder übernächsten Ausgabe seines Lieblingsblattes. Und wir wollen natürlich mal festhalten, daß selbstverständlich nicht alle Inder oder Deutsch-Inder so sind. Mein angeheirateter Vetter beispielsweise ist Inder; ein in Südafrika aufgewachsener Diplomatensohn, sehr kultiviert und liebenswürdig, Facharzt für Herzerkrankungen, ein treusorgender Familienvater und nebenbei ein ganz guter bridge-Spieler. (Um sich in unsere Familie zu integrieren, war seine zugegebenermaßen gewöhnungsbedürftig dunkle Haut weniger hinderlich als der Umstand, daß er damals kein bridge konnte. An seiner Haut war nun mal nix zu ändern, aber die Kunst des bridge-Spiels lernte er recht gut und war damit sogar einem ehemaligen Waffen-SS-Mann ein willkommener Schwiegersohn.) So einer würde nie im Leben Kinderwagen in Hausfluren anzünden oder sich Kinderpornos anschauen.

Der Fehler des Herrn Gauck ist allerdings ein etwas anderer als die ungünstige Wahl von Ort oder auch Zeit seiner Erklärung. Peinlicherweise zeigt der Bundespräsident eine etwas mangelnde Kenntnis von Geographie und Population. Anderenfalls wäre ihm bewußt gewesen, daß die von ihm repräsentierte BRD eines der am dichtesten besiedelten Länder in Westeuropa ist. Wir haben immerhin 226 Einwohner auf den Quadratkilometer. Getoppt wird das unter den größeren westeuropäischen Staaten nur von Großbritannien; die haben 260 pro Quadratkilometer. Selbst die kleine Schweiz ist mit 196 Einwohnern je Quadratkilometer dünner besiedelt als wir (wobei man allerdings zugeben muß, daß einige der schweizer Berge nicht wirklich zur Besiedelung einladen). Italien hat auch nicht viel mehr, nämlich 199. Und beinahe menschenleer wirken dagegen Spanien (96) oder Frankreich (97).

Warum also bitteschön bei uns? Nur weil es dem noch nicht mal direkt vom Volk gewählten Bundespräsidenten so beliebt? Oder der durch ihn glänzend repräsentierten politischen Kaste? Da sollte er, statt für uns alle sprechen zu wollen, doch lieber erst mal eine Volksabstimmung durchsetzen. Die könnte bei uns noch viel eindeutiger ausfallen als in der Schweiz!

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