Gleich zwei peinliche Pannen passierten dem sächsischen Verfassungsschutz in Sachen NPD-V-Mann-Affäre. Im Frühjahr waren aus dem Amt Informationen gedrungen, die eine Spitzeltätigkeit des NPD-Landeschefs Holger Szymanski nahelegten. Zwar dementierte dieser natürlich sofort, aber die „Leipziger Volkszeitung“ behauptet, ihr läge eine sogenannte „Entpflichtungserklärung“ vor, derzufolge Szymanski in seiner Zeit bei den REPUBLIKANERN zwischen 1998 und 2002 für das Landesamt gespitzelt habe. Na, vielleicht tut die NPD so was als „Jugendsünden“ ab. Oder es interessiert sie nicht, weil der Mann damals bei einer konkurrierenden Partei war.

Kaum weniger peinlich ist, daß das Amt dem NSU-Untersuchungsausschuß des Sächsischen Landtages ungefragt – und offenbar gar nicht mit dem NSU-Thema zusammenhängend – , mitteilte, wie viele V-Mann es in der Sachsen-NPD gab. Mit Stand vom Herbst letzten Jahres – also gerade mal gut ein halbes Jahr her – sollen es nicht weniger als 17 gewesen sein. Immerhin hat sich damit der gelegentlich skandierte Slogan von NPD-Gegnern erledigt, der da lautet: „NPD – was ist das schon – jeder dritte ein Spion!“ In diesem Fall also nicht jeder dritte, sondern nur wenig mehr als zwei Prozent bei ca. 760 Mitgliedern (mit Stand vom 31.12.2011). Da man V-Leute allerdings meist nicht unter einfachen Mitgliedern anwirbt, sondern eher in der Funktionsträgerebene vom Kreisvorstand aufwärts, dürfte dort der Proporz ein wenig größer sein.

Dafür macht ein ungenannter VS-Beamter eines ebenfalls unbenannten anderen Landesamtes laut „Frankfurter Rundschau“ seine sächsischen Kollegen madig. In der gesamten rechtsextremen Szene habe das sächsische Landesamt gerade mal knapp über 30 V-Leute; wenn mehr als die Hälfte davon auf eine zwar parlamentarisch vertretene, aber ansonsten im Land politisch eher unbedeutende Partei konzentriert sei, würden dort offenbar die falschen Schwerpunkt gesetzt. Die „Frankfurter Rundschau“ erwähnte bei der Gelegenheit noch, es gäbe in Sachsen 2.000 Freie Nationalisten.

Da hat aber die „FR“ entweder versäumt, den VS-Bericht zu lesen, oder aber der Korrektor hat einen Tippfehler nicht korrigiert. Tatsächlich sind es nur 1.000. Die Gesamtzahl der angeblichen Rechtsextremisten in Sachsen liegt bei ca. 2.300, die 760 NPDler mit eingeschlossen. Trotzdem ist interessant, daß mehr als die Hälfte der V-Leute auf diese weniger als ein Drittel der zu beobachtenden Menschen umfassende Partei konzentriert sind.

Interessant, was durch kleine Pannen eines Amtes (und wahrscheinlich Eifersüchteleien verschiedener anderer Ämter untereinander) so alles den Weg in die Öffentlichkeit findet. So geheim ist so ein Geheimdienst also offenbar doch nicht!

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