Der Bonner Hauptbahnhof war für ein paar Stunden gesperrt, wegen einer blauen Reisetasche. Das erwies sich als sehr sinnvolle Vorsichtsmaßnahme. Denn in der Tasche war, wie es zuerst hieß, „zündfähiges Material“. Spätere Berichte klangen dramatischer. Das besagte Material – Ammoniumnitrat sowie einige Kartuschen mit Butangas – hätte im Fall einer Explosion eine ähnliche Sprengkraft gehabt wie die Bombe von Madrid, der am 11. März 2004 191 Menschen zum Opfer fielen. Tatsächlich ist eine solche Behauptung wohl eher propagandistischer Natur, denn damals wurden in Madrid zehn Explosionen ausgelöst, und zwar in vier verschiedenen Zügen.

Ob das „zündfähige Material“ überhaupt hätte gezündet werden können, ist noch unklar. Denn ein Zünder wurde bisher nicht gefunden. Das heißt nicht, daß es keinen gegeben hat. Denn Spezialisten der Polizei zerlegten die verdächtige Tasche mit einem scharfen Wasserstrahl, dem ein vielleicht vorhandener Zünder zum Opfer gefallen sein könnte.

Auch die Urheberschaft des mutmaßlichen Anschlags oder Anschlagversuchs ist noch unklar. Zwei radikale Islamisten, denen man als sogenannten „Gefährdern“ derartige Aktionen zutrauen könnte, wurden kurzzeitig festgenommen, aber nach wenigen Stunden wieder auf freien Fuß gesetzt. Jetzt konzentriert sich die Fahndung auf das Phantombild eines schwarzhäutigen Mannes. Dieser hat nach Aussagen eines Zeugen zwar die Reisetasche abgestellt, aber wie er an diese gekommen ist, ist noch ein wenig unklar. Denn er soll sie nach dem Überwachungs-Video einer McDonalds-Filiale einem weißhäutigen Mann abgenommen haben. Ob es sich dabei um Diebstahl bzw. Raub handelte oder um eine Übergange des Sprengkörpers unter Komplicen, wird wohl noch zu ermitteln sein.

Unschlüssig ist sich noch die Generalbundesanwaltschaft, ob sie den Fall übernehmen soll. Sie sieht bisher kein Motiv und daher auch keinen versuchten Terroranschlag. Eine etwas seltsame Argumentation. Aber immerhin steht die Bundesanwaltschaft in Verbindung mit der örtlich zuständigen Staatsanwaltschaft, um die Sache an sich zu ziehen, falls sich doch noch Hinweise darauf ergeben sollten, daß es sich um Terrorismus handelt.

Bei all diesen Unklarheiten scheint wenigstens eines gewiß: das überlebende angebliche NSU-Mitglied Beate Zschäpe wird es nicht gewesen sein. Die hat ein Alibi. Ein sozusagen bombensicheres.

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