Minister Philipp Rösler ist ein vielseitiger Mann. Daß man den studierten Arzt zum Gesundheitsminister gemacht hat, ist ja noch völlig nachvollziehbar; sein erster politischer Einsatz als Minister war berufsnah. Allerdings ist nichts davon bekannt, daß Herr Rösler Betriebswirtschaftslehre oder Nationalökonomie studiert hat. Nun, vielleicht hat man sich gesagt: Wer sich von Berufs wegen um die Gesundheit von Menschen kümmert, schafft es vielleicht auch, eine Volkswirtschaft zu gesunden. Oder man hat sich gesagt: Der Mann ist Augenarzt, der muß einen scharfen Blick haben! Vielleicht liegt es auch daran, daß man den Asiaten Sparsamkeit und Strebsamkeit nachsagt, und Herr Rösler hat ungeachtet seiner deutschen Sozialisation schließlich asiatische Wurzeln.

Woran auch immer es liegt, der Bundeswirtschaftsminister brauche ein wenig länger als die meisten seiner Mitbürger, um es zu merken. Aber dann gab er ein eindrucksvolles Beispiel dafür, daß bundesdeutsche Politiker nicht völlig realitätsfremd sind. Er „senkt den Daumen“, wie die WELT es nennt. Er rät Griechenland zur Rückkehr zur Drachme.

Es war absehbar, spätestens wohl, als die Griechen von den Sparvorgaben nur ein Drittel erfüllten, aber trotzdem Geld wollten. Was auf die Formel hinausläuft: Mehr Zeit! Und Zeit ist nun einmal Geld, nicht allein für Akkordarbeiter. Wenn krass überhöhte Ausgaben nicht rasch genug gesenkt werden, droht nun irgendwann mal die Pleite. Und für jedes Unternehmen kommt dann der Moment, wo niemand mehr bereit ist, „frisches Geld“ nachzuschieben, weil das heißen würde, gutes Geld schlechtem Geld hinterherzuwerfen und die Pleite letztlich doch nicht abzuwenden.

Wobei sich die Frage stellt: Was ist eigentlich mit dem „schlechten Geld“, das bisher in den griechischen Schlund geworfen worden ist? Wie bei jeder Insovenz wohl etwas, das man überhaupt nicht mehr wiederkriegt oder nur zu einem kleinen Bruchteil.

Anders als bei einer GmbH haften die Verantwortlichen nicht einmal mit der Höhe ihrer Einlage; ihr Gehälter oder Diäten fließen munter weiter, und auch ihre beachtlichen Rentenansprüche bleiben voll erhalten.

Nun, vielleicht hat es einen Vorteil, wenn Griechenland trotz aller Rettungsbemühungen dann endlich, endlich aus der Euro-Zone ausscheidet. Vielleicht führt das dazu, daß die weit teureren Projekte einer Rettung Spaniens und anderer Wackelkandidaten dann ein Riege vorgeschoben wird. Wenn nicht von den gut bezahlten und noch besser abgesicherten Politikern, dann vielleicht vom Volk, das letztlich für diese Kosten aufkommt.

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