Katastrophale Ignoranz

Die Unwetterkatastrophe hat über 150 Menschenleben gefordert; und da auch nach Tagen noch einige vermißt sind, könnte sich die Zahl sogar noch steigern.

Wer trägt dafür die Verantwortung? Die Natur? Oder gar ein „menschengemachter Klimawandel“?

Nein, es sind die Behörden!

Bereits vier Tage vor den sintflutartigen Regenfällen gab es Warnungen. Es gibt ein europäisches Hochwasser-Warnsystem, EFAS. (European Flood Awarenes System.) Anhand von Satellitenbildern war recht genau zu berechnen, wo Niederschläge in welchen Mengen herunterkommen würden; und den Rest kann sich jeder ausmalen, zumal es vielfach ja Gebiete waren, die schon seit Jahrhunderten Überschwemmungen kennen. Die britische Hydrologie-Professorin, eine Mitentwicklerin dieses Warnsystems, Hannah Cloke, sprach in der in Londeon erscheinenden „Sunday Times“ von „monumentalem Systemversagen“. Denn weder die Warnungen von EFAS noch – einen Tag später – von dem privaten Wetterdienst Kachelmann und zeitgleich vom Deutschen Wetterdienst wurden an die betroffene Bevölkerung weitergegeben.

Stattdessen machten Bundes- und Landespolitiker Schröder-Like nette Wahlkampfphotos in verwüsteten Gebieten; gerade so, als ob eine Agentur es bestellt hätte….

Speziell der „Landesvater“ von Nordrhein-Westfalen, CDU-Kanzlerkandidat Laschet, erlaubte es sich dabei, während der salbungsvoll-nichtssagenden Worte des Bundespräsidenten im Hintergrund herzhaft zu lachen. Pech nur, daß er nicht daran gedacht hatte, daß moderne Kameras gut auflösen und daß man im Hintergrund nicht mehr so unsichtbar ist wie zur Zeit grobkörnig-verwaschener Aufnahmen von vor über hundert Jahren.

Die Linke ihrerseits hatte nichts besseres zu tun als den Rücktritt von Innenminister Seehofer zu verlangen. Allerdings hatten sie dabei einige bürokratische Kleinigkeiten übersehen. Der Bund (und damit Innenminister Seehofer) ist für den Bevölkerungsschutz nur im Kriegsfall zuständig. Im Falle ziviler Katastrophen wie Überschwemmungen sind es in erster Linie die „unteren Katastrophenbehörden“, nämlich die Bürgermeister kreisfreier Städte bzw. die Landräte der Landkreise. Deren Verantwortung war primär gegeben. Sekundär gibt es – allerdings hauptsächlich zu Koordinierungszwecken – auch noch eine „obere Katastrophenbehörde“ bei den Landesinnenministerien.

Für die Warnung der Bevölkerung sind natürlich auch die öffentlich-rechtlichen Medien zuständig; das gehört zu ihren ursprünglichen Aufgaben, sozusagen zu ihrer Kernkompetenz. Vor allem der Westdeutsche Rundfunk, die größe Anstalt innerhalb der ARD, hat da nahezu vollständig versagt.

Bescheid wußten also viele, aber an die ortsansässige Bevölkerung hat niemand gedacht. Teilweise hat man sie mit Sirenengeheul zu warnen versucht. Allerdings hat der „Warntag“ letztes Jahr im September gezeigt, daß die auf öffentlichen Gebäuden angebrachten Sirenen, in früheren Zeiten auch als „Luftschutzsirenen“ bezeichnet, größtenteils gar nicht mehr funktionieren….

Deutschland heute. Schlechter organisiert als so manches Entwicklungsland! Und das teilweise nicht allein aufgrund mangelnder technischer Kompetenz, sondern eher wegen behördlicher Ignoranz. Die in dem Fall tödlich sein kann.

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