Wenn die Lawine einmal rollt, wird sie immer größer. Deshalb verwundert auch nicht, daß dem ersten Beschäftigungsskandal aus dem Bayerischen Landtag noch einer und noch einer und noch einer folgte. Schließlich gab es eine offizielle Zahl: Seit dem Jahr 2000 haben 79 Landtagsabgeordnete in Bayern auf Kosten der Steuerzahler Ehegatten oder Kinder beschäftigt. Gar nicht mal wenig, wenn man bedenkt, daß der Landtag 187 Abgeordnete hat.

Diese Art der Familienförderung ist zwar nicht so illegal wie Banküberfall oder Versicherungsbetrug, aber es ist in jedem Fall ein wenig anstößig. Parlamente haben ohnehin einen schlechten Ruf als Selbstbedienungsläden. Und dann noch beispielsweise die eigene Ehefrau für 5.500 Euro monatlich anzustellen, ist schon – vornehm ausgedrückt – instinktlos. Vor allem Hartz-IV-Empfänger, Kleinrentnern, sogenannten Aufstockern oder anderen Beziehern niedrigster Einkommen ist dergleichen schwer zu vermitteln. Nicht einmal im wirtschaftlich noch relativ starken Freistaat Bayern.

Für CSU-Chef Seehofer ist das um so unangenehmer, als in Bayern am 15. September Landtagswahlen sowie auch Wahlen zu den Kreistagen anstehen. Was vielleicht um so unangenehmer ist, als nur eine Woche später die Wahlen im Bund sind.

Das hat den CSUlern dann auch ein wenig ihren Parteikonvent verhagelt, auf dem Horst Seehofer zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gekürt wurde. Die politische Konkurrenz von der SPD bzw. den JUSOS nutzte die Gelegenheit, um mit Sombreros und Buttons mit dem Aufdruck „Saludos Amigos!“ zu demonstrieren; zu Trillerpfeifenkonzerten und südamerikanischen Klängen. Drinnen Parteikonvent, draußen Samba-Party.

Sonderlichen Grund zu moralischer Empörung hat allerdings auch die SPD nicht. Immerhin gehören 21 dieser 79 Abgeordneten der „alten Tante SPD“ an. Und gemessen daran, daß die SPD im Bayerischen Landtag nicht eben stark vertreten ist, gibt sich das gegenüber den Verfehlungen der CSUler nicht wirklich viel. Einziger Vorteil der SPD: Es sind keine Landesminister betroffen. Und zwar allein deshalb nicht, weil die SPD nicht an der Regierung im Freistaat Bayern beteiligt ist.

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