Das Strickmuster hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit den Ereignissen auf dem Kiewer Maidan-Platz, oder, richtiger, in der Straße Institutskaj. Am Dienstag waren auf der Krim zwei Todesopfer zu beklagen. Der eine war ein ukrainischer Soldat in einem der von pro-russischen Kräften und Milizionären (die möglicherweise reguläre russische Truppen sind) belagerten Stützpunkt, der andere ein pro-russischer Demonstrant.

In der Festnahme des Täters ewiesen sich die Behörden der Krim als wesentlich effektiver als die von Kiew bzw. der Ukraine. Bereits nach zwei Tagen war zu lesen, daß der Schütze gestellt sei: ein 17-jähriger Westukrainer, der angeblich dadurch, daß er auf beide Seiten geschossen habe, am Tag der Aufnahme der Krim in die russische Föderation Verwirrung habe stiften wollen.

Die Identität und Motivation der Todesschützen (angesichts der hohen Zahl an Opfern wohl sicher mehr als einer) auf Maidan bzw. Institutskaj ist nach wie vor unbekannt.

Das findet inzwischen sogar der Europa-Rat bedenklich und fordert von der Ukraine rasche Aufklärung. Eine nachvollziehbare Forderung. Denn man macht es sich ein wenig zu einfach, wenn man davon ausgeht, der gestürzte Präsident Janukowitsch sei der Übeltäter; oder, wenn sein Apparat außer Kontrolle geraten war, dann mindestens Kreise innerhalb dieses Apparates, die meinten, zum Machterhalt blutigen Terror nötig zu haben.

Ebenso ist vorstellbar, daß die durchaus nicht alle friedlichen Demonstranten oder Hintermänner derselben Öl ins Feuer gießen wollten. Falls es so gewesen sein sollte, sehr erfolgreich. Denn damit wurde jener politische Druck erzeugt, der dafür sorgte, daß Janukowitsch einen von drei EU-Außenministern bezeugten Vertrag mit der Opposition unterschrieb, den die nämliche Opposition brach, kaum, daß die Kondensstreifen der Flieger, mit denen die Außenminister abreisten, am Himmel verschwunden waren.

Ob allerdings die auf nicht sonderlich reguläre Weise zustandegekommene Übergangsregierung der Ukraine sowohl die Möglichkeiten als auch den Willen hat, diesen Fall aufzuklären, ist leider fraglich. Dorthin hätte man vielleicht lieber gleich OSZE-Beobachter zur Aufklärung schicken sollen, statt zu versuchen, mit diesen auf der Krim Rußland und pro-russische Kräfte zu provozieren.

Aber für den Westen ist es halt bequemer, wenn weiterhin Janukowitsch als der Bösewicht gilt oder aber wenigstens keine der neuen Regierung nahestehenden Oppositionellen sich als die Drahtzieher des Mordes an rund hundert Menschen entpuppen. Dann würde der Westen nämlich verdammt blöde dastehen.

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