Wir leben in Zeiten, in denen die Dinge eines Wortes bedürfen, um verständlich zu werden, um breiten Massen verständlich gemacht werden zu können. Griechenland-Austritt hört sich ein wenig sperrig an. Die korrektere Bezeichnung „Griechenlands Austritt aus der Euro-Zone“ klingt schon fast wie ein Verwaltungsakt. Wie schön und modisch kommt da das Kunstwort daher: GREXIT. Griechenland ist drin, Exit wie Ausstieg ist drin, also alles, was man sich wünscht. Nicht nur sprachlich…

Nun warnt die Bertelsmann-Stiftung vor Risiken und Nebenwirkungen. Bertelsmann? Neuerdings ein Pharma-Konzern? Nein, der Begriff von Risiken und Nebenwirkungen ist schon seit einiger Zeit nicht mehr nur bei Ärzten oder Apothekern oder notorischen Dauerkranken üblich. In einer Zeit zunehmender Bedenkenträgerschaft gehört so etwas zum guten Ton.

Nach einer Studie der von der Bertelsmann-Stiftung beauftragten Prognos-AG könnte der GREXIT die 42 wichtigsten Volkswirtschaften der Welt in den nächsten acht Jahren Wachstumseinbußen in Höhe von ca. 17,2 Billionen Euro bescheren.

Wieder mal ein wenig Augenwischerei. Denn nach der dramatischen Überschrift liest man dann: Das für den Fall, daß „die Anleger“ dann auch das Vertrauen in Spanien und Italien verlieren und aus GREXIT ein TRIXIT wird, der Austritt von gleich drei Ländern, von denen die anderen beiden ja nun wirklich ein wenig bedeutsamer sind als Hellas.

Deutschland allein müsse mit 73 Milliarden Euro Einbußen bei der Wirtschaftsleistung rechnen.

Das klingt dann doch deutlich weniger dramatisch. Und wenn man diese angenommenen 73 Milliarden – das aufgeblähte Worst-case-Szenario – dann auch noch über acht Jahre verteilt, reden wir von weniger als 10 Milliarden im Jahr.

Setzt man das auch noch in Relation zu unseren bisherigen Zahlungen und Bürgschaftsleistungen, dann könnte man sagen, das ist ein richtiges Schnäppchen.

Dennoch halten die meisten Politiker an der Euro-Rettung fest. Kein Wunder: Geht es doch darum, in erster Linie Verluste der Banken zu vermeiden, und in zweiter Linie darum, nicht eingestehen zu müssen, daß man sich selbst geirrt hat. (Oder die inzwischen pensionierten Amtsvorgänger sich geirrt haben.) Als man nämlich eine Gemeinschaftswährung als unverzichtbare Grundlage für Frieden, Freiheit, Wohlstand und allgemeine Glückseligkeit in den europäischen Ländern bezeichnet hat.

Wer also nicht zufällig Banker oder Politiker ist (und beide Gruppen sind eine eher verschwindende Minderheit!), der hat allen Grund, auf einen eines Tages hoffentlich wirklich erfolgenden GREXIT anzustoßen. Sei es mit Ouzo, sei es mit Metaxa, dem kaum weniger bekannten griechischen Branntwein. Oder mit Insel-Samos oder Imyglikos für die, die es etwas weniger hart mögen. Griechenland hat soooo viel zu bieten! Und noch ein bißchen mehr, wenn es dort wieder die Drachme gibt, aber wir in Euro oder noch lieber guter alter D-Mark zahlen können. Dann müssen wir nur aufpassen, daß wir es mit den genannten Spirituosen oder Weinen nicht übertreiben, weil wir dann plötzlich eine Menge mehr davon für unser Geld bekommen!

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