Gewinn und Verlust

Man kann ungefähr schätzen, wie viele Leben der Lockdown vor allem der Monate März und April und die danach noch immer teilweise einschränkenden Anti-Corona-Maßnahmen gerettet haben. Die Rechnung ist
relativ einfach. Schweden hatte keinen Erlaß oder keine Rechtsverordnung für einen Lockdown; man hat, wenn überhaupt, auf Einsicht und Verständnis seiner Bürger und Bürgerinnen gesetzt. Infolgedessen hatte
Schweden bis heute fast genau 6.000 Tote.

Das sind in absoluten Zahlen weniger als in der BRD mit jetzt knapp über 10.000 an oder mit Corona verstorbenen Menschen. Aber man muß natürlich berücksichtigen, daß Schweden nur ziemlich genau ein Achtel der BRD-Bevölkerung hat. Daraus läßt sich dann schließen: Wäre die BRD mit Corona genau so umgegangen wie das nordische Königreich, hätte es bei uns statt dieser 10.000 Toten vielleicht 48.000 Tote gegeben. Was übrigens auch „nur“ knapp doppelt so viel ist wie bei einer „harten“ Grippewelle wie in der Saison 2017/2018. Aber objektiv natürlich ein Unterschied; 38.000 Menschen sind schon eine ganze Menge!

Nun ist aber ein Wirtschaftsprofessor auf den im ersten Moment ein wenig kaltherzigen Gedanken gekommen, nicht nach der Kopfzahl an Toten zu rechnen, sondern nach verlorenen Lebensjahren. Die an oder mit Corona Verstorbenen hatten ein Durchschnittsalter von ungefähr 80 Jahren. Wie lang hat im Schnitt jemand, der 80 Jahre alt geworden ist, noch zu leben? Darauf geben die sogenannten „Sterbetafeln“ der Versicherer Antwort. Sie lautet: Bei einem Mann sind es noch 7,68 Jahre, bei einer Frau 9,17. Im geschlechtsunabhängigen Durchschnitt also 8,43. Die Frage, ob die Toten mehr Vorerkrankungen hatten als andere Menschen gleichen Alters, soll dabei einfach unberücksichtigt bleiben.

Der zusätzliche Verlust von 38.000 Menschenleben dieser Altersgruppe entspricht daher einem Verlust von 320.340 Lebensjahren. Grob gerechnet, ohne wissenschaftliche Differenzierung und Genauigkeit.

Der Wissenschaftsprofessor Bend Raffelhüschen von der Universität Bergen (in Norwegen) und der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg kommt zu einem geringeren Ergebnis. Er meint, daß die Lockdown-Maßnahmen knapp 180.000 Lebensjahre gerettet hätten.

Man könnte meinen: Egal! Ob wir nun von 38.000 Menschenleben reden oder  von 180.000 oder 320.000 Lebensjahren, macht doch keinen Unterschied; gerettet ist gerettet!

Natürlich macht es einen Unterschied, wenn man auf der anderen Seite die Verluste berücksichtigt.

Und da kommt Professor Raffelhüschen zu einem erschreckenden Ergebnis. Er veranschlagt, daß der Lockdown und der dadurch folgende Konjunkturabsturz deutlich mehr Lebensjahre kostet, als damit gerettet
werden konnten. Nämlich nicht weniger als 3,7 (in Worten: drei Komma sieben) Millionen. Das Zehnfache von unserer groben Rechnung; das zwanzigfache von dem, was Raffelhüschen errechnet hat!

Die Gründe dafür?

Erst einmal bezieht er verschobene Operationen ein; ein Gedanke, de schon aus dem Innenministerium heraus gleich zu Beginn des Lockdowns verbreitet wurde. Aber als Wirtschaftsexperte geht er über die direkten
medizinischen Folgen hinaus. Pharmafirmen und Universitäten haben ihre Arzneimittelforschung heruntergefahren; von der fieberhaften Suche nach Medikamenten oder einer Impfung gegen Corona natürlich abgesehen. Der Wirtschaftseinbruch von minus 5,8 Prozent sorgt dafür, daß sowohl Staat als auch Firmen sparen müssen; also wird weniger Geld in die Entwicklung anderer Arzneien, zum Beispiel gegen Krebs, gesteckt. Daher kommen viele Präparate später auf den Markt, und langfristig vermindere sich dadurch
die Lebenserwartung der Bürger und Bürgerinnen.


Das sind alles Gründe, die man nachvollziehen kann, auch ohne Professor in Wirtschaftswissenschaften zu sein.

Wenn man mit Kanonen auf Spatzen schießt, sind die Spatzen wohl üblicherweise tot. Weil solche Granaten aber ein bisschen überdimensioniert für kleine Spatzen sind, blasen sie vielleicht auch noch das nahegelegene Haus von Familie Müller in die Luft, und abgesehen vom Sachschaden kann es sein, daß dann auch das eine oder andere Mitglied von Familie Müller danach so tot ist wie die beschossenen Spatzen.

Danach sieht es bei den anti-Corona-Maßnahmen tatsächlich aus!

DIE RECHTE/Bundesverband. 

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