Die Angstblase

Diesen schönen Begriff prägte der FDP-Funktionär Wolfgang Kubicki: Angela Merkel befinde sich in einer Angstblase. Die Ergebnisse der Ministerpräsidentenkonferenz mit der Bundeskanzlerin von Dienstag, dem 10. August, legen diesen Verdacht nahe. Obwohl man sich auch Gedanken darüber machen kann, ob es nicht schlicht böser Wille und Machtinstinkt ist.

Der Druck auf Menschen, die sich bisher nicht haben impfen lassen, wird heftig erhöht. Ab einer Inzidenz von 35 soll für den Zugang zu gesellschaftlichen Ereignissen künftig entweder der Nachweis von Impfung oder Genesung oder aber ein aktueller Test nötig sein. Solche Tests müssen aber in zwei Monaten selbst bezahlt werden. Damit wird die soziale Spaltung in Deutschland zementiert. Wenn die Inzidenz über 35 liegt, kann ab dem 11. Oktober einer, der ein Konzert besuchen, im Innenraum eines Lokals essen, zum Friseur gehen will oder so was, dies nur noch machen, wenn er sich auf eigene Kosten testen läßt. Ein Teil der Bevölkerung wird sich das leisten können; das Millionenheer der Abgehängten oder der am sozialen Tropf hängenden Menschen wird sich das nicht leisten können.

In sozialen Medien kursiert bereits die Vermutung, daß Ungeimpfte – oder Leute, die nicht den Status des Genesenen nachweisen können – künftig wohl nicht einmal mehr Lebensmittel werden einkaufen können. Das ist natürlich ein wenig sehr überzogen. Wenn die Teilnahme an notwendiger Grundversorgung vom Impfstatus abhängig ist, dann ist das so eindeutig rechtswidrig, daß selbst das im Moment voll auf Linie liegende Verfassungsgericht das nicht akzeptieren würde. Und unabhängig von der Rechtsprechung: Menschen vom Lebensmitteleinkauf abzuschneiden, würde wohl wirklich zu revolutionären Verhältnissen führen. So weit werden die Machthaber aus eigenem Interesse nicht gehen.

Trotzdem gehen die Einschränkungen für Ungeimpfte schon ganz schön weit.

Das ist um so bedenklicher, als es ja nun keine Garantie dafür gibt, daß ein vollständig geimpfter Mensch sich das Virus nicht einfangen und nicht auch andere anstecken kann. Daten aus Israel und Island legen diese Möglichkeit nahe. Umgekehrt bescheinigen Daten aus England den Corona-Impfstoffen auch eine gute Wirksamkeit gegen die dort vorherrschende Delta-Variante. Irgendwie scheint die Wissenschaft nix genaues zu wissen.

Damit haben wir eine richtig schöne Denkfalle; eine Art Logikaufgabe.

Wirken die Impfungen so, wie ursprünglich versprochen, dann sind Geimpfte ja weitgehendst geschützt, und es kann ihnen egal sein, wie viele Ungeimpfte es gibt. Wirken sie jedoch gar nicht oder deutlich wenige als vorher angenommen, dann ist es wiederum egal, wie hoch die Impfquote ist. Die herrschende Politik erinnert hier wieder an den sprichwörtlichen Menschen, der „die Henne und das Ei“ haben will. In der Natur gibt es aber nur das eine oder das andere.

Mit Vernunft hat diese Politik nichts mehr zu tun. Was Kubicki „Merkels Angstblase“ nennt, ist letztlich die Angst der ganzen politischen Blase. Die aus ihrer Einbahnstraße nicht herauskommt, weil sie sonst ja zugeben müßte, irgendwann – und das schon vor geraumer Zeit! – zum massiven Schaden von Millionen und Abermillionen Menschen etwas falsch gemacht zu haben.

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