Rein vorsorglich haben die Amerikaner bei ihren bislang engsten Verbündeten, den Engländern, nachgefragt. Sie möchten im Atom-Konflikt mit dem Iran möglicherweise britische Stützpunkte nutzen. Das betrifft nicht nur solche im eigentlichen Großbritannien, sondern auch die letzten Überbleibsel einstiger kolonialer Herrlichkeit. Die Truppen ihrer Majestät verfügen über Militärstützpunkte auf Zypern, auf der Südatlantik-Insel Ascencion sowie auf der pazifischen Insel Diego Garcia.

Mit ihrem Wunsch aber stießen sich die Vertreter der einzigen verbliebenen Supermacht die Nase. Die Briten waren „not amused“. In ihrem Außen- und Verteidigungsministerium kursiert zur Zeit ein Papier der Generalstaatsanwaltschaft. Diese bringt zum Ausdruck, ein Präventivschlag gegen iranische Atomanlagen sei ein „klarer Verstoß gegen internationales Recht“. Denn der Iran stelle derzeit keine klare und gegenwärtige Gefahr dar.

Bei anderen Gelegenheiten handhabte man das in England ein wenig robuster. Es war kein Problem, 2003 für die Vorbereitung des Angriffs auf den Irak den Amerikanern nicht nur Flugplätze zur Verfügung zu stellen, sondern selbst mitzumachen. Damals titelte das englische Massenblatt „Sun“ mit patriotischem Stolz: „RAF leading“, was bedeutete, daß die Royal Air Force die erste Angriffswelle führte. Inzwischen aber sind ein paar Dinge anders. Saddam Husseins vielgerühmte Massenvernichtungswaffen wurden niemals gefunden; Geheimdienstberichte über den „Rauchenden Colt“ waren bestenfalls grandiose Irrtümer, schlimmstenfalls wohl aus propagandistischen Gründen gefälscht. Auf so eine Peinlichkeit möchte man wohl nicht noch einmal hereinfallen.

Das politische Washington zeigte sich von der britischen Entscheidung überrascht. Ob man dort im zurückhaltenden englischen Sprachgebrauch jetzt „not amused“ ist oder richtig wütend, ist zur Zeit noch nicht bekannt.

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