Antisemiten-Bahnhof

In Berlin gibt es eine Mohrenstraße. Die Herkunft der Benennung ist unklar; vermutlich ging es um Schwarzafrikaner, die in den rund fünfunddreißig Jahren, die das Kurfürstentum Brandenburg in Afrika eine kleine Kolonie unterhielt, zwangsweise importiert wurden. (Wo sie dann hauptsächlich als Militärmusiker dienten, was für damalige Verhältnisse noch nicht einmal ein schlechter Job war.). An einem Ende der Mohrenstraße findet sich ein U-Bahnhof mit einer  wechselvollen Namensgeschichte. Als er gebaut wurde, bekam er den Namen  „Kaiserhof“. Sowohl die spätere Weimarer Republik als auch das Dritte Reich behielten den Namen bei. Für die dann entstehende DDR war er allerdings politisch unkorrekt; er wurde erst in Ernst-Thälmann-Platz und dann in Otto-Grotewohl-Straße umbenannt. Beim Wiederanschluß der DDR an die BRD war der letztere Name allerdings auch politisch unkorrekt; also wurde er zum „Bahnhof Mohrenstraße“, weil er eben an der Mohrenstraße lag.

Im Zuge von „Black-Live-matters“ ist allerdings der etwas altmodisch klingende Begriff Mohr für Schwarzer, für Afrikaner, auch wieder politisch unkorrekt. Es entstand die Forderung nach einer neuerlichen Umbenennung. Ich meine, in 112 Jahren fünf verschiedene Namen, das ist irgendwo schon rekordträchtig. Verantwortlich für die Benennung ist die BVG, die Berliner Verkehrs-Gesellschaft. Sie entschied sich für „Glinka-Straße“.

Gemeint als Namensgeber ist damit Michail Iwanowitsch Glinka (1804–1857), russischer Komponist. Dieser in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebende Komponist schuf unter anderem eine Oper „Fürst Cholmskij“. Das Werk ist im Jahr 1474 angesiedelt und handelt von einer jüdischen Verschwörung, der „Häresie der Judaisten“. Der Inhalt erinnert an die 1903 erstmals gedruckten „Protokolle der Weisen von Zion“. Diese Judaisten wollten in der genannten Oper die russische Regierung und den Klerus durchdringen und von innen zerstören. Sie schwächen dazu in dem
Musik-Werk die russischen Streitkräfte in ihrem Kampf gegen den deutschen Schwertbruderorden in Livland.

Also wird eine vermeintlich rassistische Bezeichnung durch eine antisemitische ersetzt. So etwas nennt man wohl Verschlimmbesserung. Wäre das nicht für den Bahnhof eine geeignetere Bezeichnung? U-Bahnhof Verschlimmbesserung…. Oder vielleicht gleich: „U-Bhanhof der politischen Korrektheit“: Und wenn man dabei ist, könnte man vielleicht alle U-Bahnhöfe im gar nicht einmal kleinen Berlin so nennen. Das würde dann auch den Druck von Fahrplänen erleichtern. Und alle wären glücklich. Bis auf Ortsfremde, die dann vielleicht in Berlin lieber ein Taxi nehmen würden als die U-Bahn.

DIE RECHTE/Bundesverband.

Leave your comment to Cancel Reply

Your email address will not be published.