Altersdiskriminierung! (von Christian Worch)

Wir haben einen Ethik-Rat. „Vor Corona“ hat man eigentlich gar nicht wahrgenommen, daß es eine solche Einrichtung gibt. Aber wie so viele andere Erscheinungen oder Gestalten ist auch dieser Ethik-Rat durch Corona medial hochgespült worden.

Eine dieser Rätinnen (nein, nicht vom Arbeiter-, Bauern- oder Soldatenrat, sondern vom Ethik-Rat!) hat sich jetzt zur Impfpflicht geäußert. Frau Frauke Rostalski ist Rechtswissenschaftlerin, und neben einem Doktorgrad in Jurisprudenz und einem Lehramt an der Uni Köln hat sie auch einen Doktorgrad in Philosophie. Dieses „Dr.Dr.“ qualifiziert sie möglicherweise für einen solchen ethischen Rat.

Frau Rostalski hat sich gegen eine allgemeine Impfpflicht ausgesprochen. (Wobei sie im Gegensatz zur Vorsitzenden dieses Rates steht, die ist nämlich für Impfpflicht.) Das ist insofern schon mal lobenswert. Aber wie bei so vielen Dingen kommt dann ein „aaaaaaber“. Sie meint nämlich, angemessen zum Schutz des Gesundheitssystems vor Überlastung sei eine Impfpflicht für Ältere, also nach ihrer Definition Personen ab 60 Jahren.

Nun ist durchaus sachlich zutreffend, daß Menschen ab 60 im Falle einer Infektion mit diesem Corona-Virus ein höheres Risiko haben, im Krankenhaus oder gar auf der Intensivstation zu landen. Soweit, so gut. Oder nachvollziehbar, wie immer man sagen will.

Allerdings fragt sich dann, wenn wir so anfangen, wo hören wir dann bitteschön auf?!

Raucher beispielsweise haben ein drastisch höheres Risiko, an einem Bronchialkarzinom (auch Lungenkrebs genannt) zu erkranken. Eine häßliche und in fast allen Fällen tödliche Krankheit, die vor allem in ihren Endstadien auch immer wieder in Krankenhäuser oder auf Intensivstationen führt. Also verbieten wir Herstellung, Verkauf und Konsum von Tabakwaren?! Hei, ich höre schon, wie Philipp Morris, Reemtsma und andere Konzerne am Rad drehen und die Rostalski in einem Shitstorm förmlich ertrinkt. (Oder wie im schlechten Thriller eines Tages tot aus dem Rhein gezogen wird.)

Oder Alkohol, die Volkskrankheit! Wir haben in Deutschland geschätzt eine Million echte hard-core-Alkoholiker und wohl so um die drei bis vier Millonen Menschen, die zumindest suchtgefährdet sind. Der eine oder andere davon säuft sich still und heimlich tot, das ist gesundheitspolitisch noch relativ unbedenklich. Aber viele landen auch immer wieder in den Krankenhäusern, um dort nicht unbedingt zu sterben, sondern von Fall zu Fall die Folgen der Dauer-Vergiftung auszukurieren, um dann fröhlich weiter den Becher zu schwingen. Eine Prohibition muß her wie in den 20-er Jahren in Amerika. Das bißchen Kriminalität, das damit dann verbunden ist, die Kämpfe der Schmuggler-Banden, das kriegt ein moderner Staat schon in den Griff! Und daß die USA nach vierzehn Jahren eingesehen haben, daß ihre Prohibition nicht durchsetzbar ist, ist kein Argument: Deutsche Gründlichkeit könnte es in so einem Fall auf mindestens vierzig Jahre bringen!

Oder der Zucker! Nicht ganz so schlimm wie Alkohol, aber viele Menschen sind auch förmlich süchtig nach Süßem. Man schaue sich allein all diese verfetteten Kinder und Jugendlichen an, die heutzutage herumlaufen. Zu wenig Bewegung und zuviel Zucker! Die meisten von ihnen sind Kandidaten dafür, in späteren Jahren an Herz-Kreislauf-Beschwerden und/oder an Diabetes zu leiden. Das kann man ja nun auch nicht zulassen! Und wenn man Zucker nicht völlig verbieten will, wie wäre es dann wenigstens mit einer angemessenen Rationierung? Man könnte Karten ausgeben wie in Kriegszeiten Lebensmittelkarten, Damit ließe sich der Zuckerkonsum pro Kopf der Bevölkerung auf ein deutlich ungefährlicheres Maß reduzieren.

Und wenn wir schon dabei sind: Was ist denn mit Leuten, die gern mehr oder minder gefährliche Sportarten betreiben? Wer, der jemals fröhlich eine Piste oder den Apres Ski besucht hat, kennt nicht den Spottvers: „Ski Heil – Bein kaputt!“ So einen Splitterbruch der Wade kuriert man auch nicht unbedingt zuhause aus wie einen Schnupfen! Von Fallschirmspringen oder Bungee-Jumping wollen wir mal gar nicht reden.

Dann hätten wir da noch die Autofahrer.

Vor fünfzig Jahren hatten wir in der BRD jährlich ungefähr 20.000 Verkehrstote. Jetzt ist die Zahl auf unter 4.000 gesunken. Das ist auf den ersten Blick eine gute Nachricht. Aber fahren die Leute vorsichtiger und machen weniger Unfälle? Nein, eigentlich nicht. Nur die Unfallfolgen sind weniger drastisch als früher, weil es Gurtpflicht und Airbags gibt und andere Einrichtungen passiver Sicherheit. Schön für die, die überleben, statt wie früher direkt beim Crash oder recht kurz danach zu versterben. Aber dafür landen dann mehr Leute im Krankenhaus, erst mal auf der Intensivstation, dann im normalen Krankenhausbett und schlußendlich in der Reha. Auch das ist eine gewaltige Belastung des Gesundheitssystems und muß unterbunden werden!

Da kommt also noch eine Menge Arbeit auf Frau Rostalski zu! Wer das Faß einmal aufgemacht hat, muß es dann bitteschön auch leertrinken! – Aber nein, Trinkverbot gehört ja auch zu den Dingen, die zur Entlastung des Gesundheitssystems zwingend nötig sind!

von Christian Worch

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