AfD: Anflüge einer Entzauberung

Die „Alternative für Deutschland“ hat es nicht ganz so schlimm getroffen wie vor etlichen Jahren in Sachen die NPD. Die zog im September 2004 mit 12 Abgeordneten in den Sächsischen Landtag ein und verlor binnen einer Legislaturperiode drei davon, also ein Viertel oder 25 Prozent. Ein wweiterer wurde noch in der gleichen Legislaturperiode ausgeschlossen; da war die Verlustrate schon bei 33 Prozent.

Die AfD kam im September 2017 mit 94 Abgeordneten in den Deutschen Bundestag. Jetzt sind es nur noch 89. ein Verlust von knapp über 5 Prozent. Deutlich weniger, aber wenn man bedenkt, daß die AfD trotz aller gegen sie gerichteten Anfeindungen doch deutlich bürgerlicher verwurzelt ist als die Nationaldemokraten es jemals waren, ist das nicht gerade wenig.

Auch in den Meinungsumfragen zur nächsten Bundestagswahl steht die AfD deutlich schwächer da, als die sich immer mehr verschärfenden gesellschaftlichen Probleme es eigentlich erwarten lassen sollten. Die Ergebnisse der verschiedenen Meinungsforschungsinstitute weichen teilweise erkennbar voneinander ab (zwischen 12 und 15 Prozent), aber wenn man einen Querschnitt der aktuellsten Umfragen nimmt, kommt man auf rechnerisch ungefähr 14 Prozent. Das ist zwar ein bißchen mehr als die 12,6 Prozent der letzten Bundestagswahl, aber doch ein geringerer Zuwachs, als man rein vom Gefühl her hätte erwarten sollen.

Und bei der Europa-Wahl im Mai 2019 blieb die AfD mit glatt 11 Prozent noch erkennbar unter ihrem Ergebnis von der Bundestagswahl im September 2017. Da half auch nichts, daß ihr zeitweilig ein halbes Jahr vor der Europa-Wahl sogar 16 Prozent prognostiziert worden waren.

Nun wird sich bei der Europa-Wahl sicherlich das kurz vorher stattgefundene „Ibiza-Gate“ mit H.C.Strache ausgewirkt haben. Solche Dinge können immer wieder mal passieren, und oftmals auch zu einem eher unpassenden Zeitpunkt. Man darf das nicht überbewerten. Aber es zeigt andererseits, daß die AfD noch lange nicht ihr maximales Potential auch als Stammwähler an sich gebunden hat.

Bei einer Partei, die binnen einer Legislaturperiode ihr Bundestagswahlergebnis nahezu verdreifachen konnte, sind naturgemäß die Erwartungen sehr hoch. Und wenn dann nicht unbedingt Stagnation eintritt, aber der Aufschwung sich drastisch verlangsamt, dann zeigt das schon einen Anflug von Entzauberung.

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